Cannabis und Hirnleistung
Nele hatte zunehmend Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Marco hatte sogar sein Studium abbrechen müssen.
„Es ist ja nur Gras“, hat sich Patrick lange selbst eingeredet, bis er gemerkt hat, dass er seinen Konsum nicht mehr unter Kontrolle hat. Für Anna wurde das Kiffen immer mehr zum dunklen Begleiter. Beide haben mehrere Anläufe gebraucht, um wieder rauszufinden aus der Abhängigkeit.
Intro: Das anfänglich schwarze Bild schrumpft von außen nach innen, daraus werden die Umrisse des drugcom-Logos sichtbar, das schließlich in der Mitte des Bildes verharrt. Der Schriftzug „drugcom.de“ baut sich per Animation auf, darunter erscheint „check yourself“, untermalt von Geräuschen und sphärischer Hintergrundmusik. Im Hintergrund ist eine Glasscheibe zu sehen, die eine gefrorene Oberfläche zu haben scheint, schwach von einer undefinierbaren Lichtquelle durchleuchtet. Dann wird der Hintergrund weiß, während das drugcom-Logo in der Bildmitte stehen bleibt. Anschließend wird das Bild erst schwarz, man hört, wie ein Feuerzeug dreimal gezündet wird. Es kommt eine typische Wasserpfeife, eine „Bong“, ins Bild. Eine Hand hält das brennende Feuerzeug an den mit Tabak oder Cannabis gefüllten Kopf der Wasserpfeife. Rauch steigt auf, der Titel „Cannabis und Abhängigkeit“ erscheint.
Beschreibung: In der nächsten Szene sieht man im Vordergrund in Nahaufnahme einen dunklen Ast, der vom Baumstamm aus schräg nach rechts oben zeigt. Zwischen dem V, das Stamm und Ast bilden, sieht man unscharf jemanden einen Weg entlang gehen, während man aus dem Off eine Männerstimme sprechen hört. Anschließend sieht man in kurzen Sequenzen einen jungen Mann wie er durch einen Park geht und schließlich an einem Geländer stehen bleibt.
Junger Mann (aus dem Off): „Die Droge wird in der Hinsicht unterschätzt, weil man sagt ‚Es ist ja nur Gras. Es ist ja nicht chemisch, es ist ja nicht sowas wie Heroin oder Kokain‘. Ich habe immer gedacht, ich hab‘s unter Kontrolle.“
Beschreibung: Im nächsten Schnitt wird wieder die Bong aus dem Intro eingeblendet, aus der langsam Rauch entweicht. Anschließend sieht man eine Nahaufnahme vom Gesicht des jungen Mannes, der eine Brille trägt und vom Zuschauer aus betrachtet schräg nach rechts schaut.
Junger Mann (aus dem Off): „Aber dabei habe ich an einem freien Tag auch mal fünf Gramm weggehauen. 2010 habe ich gemerkt, dass ich abhängig bin.“
Beschreibung: Das Bild wird dunkel, man sieht kurz schemenhaft wie an einer Zigarette oder an einem Joint gezogen wird. Im nächsten Schnitt sieht man den jungen Mann sitzend, im Hintergrund Zimmerpflanzen. Während er spricht schaut er, vom Zuschauer aus betrachtet, leicht nach links. Der Schriftzug „Patrick W. (22 Jahre), Koch, 8 Jahre Cannabiskonsum“ erscheint.
Patrick: „Ich kann nicht mehr schlafen, wenn ich nicht konsumiere. Ich werde aggressiv, wenn ich nicht konsumiere. Ich kriege schwitzige Hände. Das sind halt alles so‘ne Anzeichen gewesen, wo ich mir dann schon selber gesagt habe ‚Okay, du bist abhängig‘.“
Beschreibung: Im Vordergrund erscheinen waagerecht übereinandergestapelte Bücher. Im Hintergrund sieht man unscharf eine Frau, auf einem Bett sitzend, mit einem Buch in der Hand. Es folgt eine Sequenz in der man die Frau von schräg hinten sieht, wie sie eine Seite im Buch umblättert und eine Frauenstimme, die aus dem Off spricht. Anschließend sieht man die Frau von schräg hinten, nur ihre langen Haare sind zu sehen. Es erscheint der Schriftzug „Anna M. (27 Jahre), promoviert in Literaturwissenschaft, 9 Jahre Cannabiskonsum“. Es folgen kurze Schnitte, in denen Anna weiter aus dem Off spricht. Man sieht kurz Anna, dann öffnet sie eine Dose, steckt zwei Toasts in einen Toaster, deckt den Tisch mit einem Teller und Besteck. Danach sieht man sie essen, mit einem Buch in der Hand. Das Buch trägt den Titel „Writing Your Dissertation in Fifteen Minutes a Day“. Die Kamera filmt aus einer Perspektive, so dass Annas Gesicht immer verdeckt ist und sie anonym bleibt.
Anna: „Für mich geht Freiheit über alles. Sucht hat nichts mehr mit Freiheit zu tun. Wer süchtig ist, folgt nur noch seinem Bedürfnis, diesen Druck zu stillen, die Gefühle loszuwerden. Aber dann ist man nicht mehr frei, und das ist für mich das Schlimmste gewesen. Das ist wie ein dunkler Begleiter, den wieder loszuwerden ein langer Prozess ist. Das ist nicht nur das Kiffen und die paar Stunden, sondern das ist das ganze Leben. Süchtig zu sein bzw. dann mal wieder aufzuhören, das schickt einen auf Berg- und Talfahrten, die in regelmäßigen Abständen dafür sorgen, dass man das Gefühl hat, man steht vor einem Trümmerhaufen, den man sein eigenes Leben nennt.“
Beschreibung: Man sieht eine Straße mit Geschäften, die Kamera schwenkt und ins Bild kommt ein Mann, der aus dem Fenster guckt und telefoniert. Anschließend spricht er vor der Kamera, leicht nach links schauend, der Schriftzug „Andreas Gantner, Therapeut“ wird eingeblendet. Nach einem Schnitt werden Fachbücher im Vordergrund sichtbar, man sieht im Hintergrund leicht unscharf, wie Gantner am Schreibtisch sitzt. Man hört ihn weiter aus dem Off sprechen.
Gantner: „Immer dann, wenn schon in der frühen Entwicklung Probleme aufgetaucht sind, wenn familiäre Probleme da sind oder wenn es vielleicht Stress gab in der Schule, wo dann der Konsum eingesetzt wird, um sich die Probleme vom Leib zu halten, dann ist das Risiko größer, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Ich denke, das Risiko wird dann in zunehmenden Alter einfach geringer. Das heißt, wer bis zum zwanzigsten oder fünfundzwanzigsten Lebensjahr nicht gekifft hat, hat ein geringeres Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln.“
Beschreibung: Aus dem Off hört man Annas Stimme, während man sieht, wie sie eine Straße entlang läuft, den Kopf nachträglich unscharf gezeichnet, damit sie nicht erkannt werden kann. Anschließend sieht man sie wieder wie in einer vorherigen Einstellung von hinten, Bild und Ton synchron.
Anna: „Das ist es, was mir am allerbesten gefällt. Wenn ich morgens aufwache, weiß ich, wer ich bin, wann ich bin und wo ich bin und wozu ich bin: Die Klarheit zu haben, klare Gedanken fassen zu können, nicht mehr so verpeilt zu sein. Das Tragische am Gras ist, das es jede Genialität im Funken erstickt.“
Beschreibung: Bei den letzten Worten von Anna erscheint groß das Gesicht von Patrick im Bild, wie er konzentriert schräg nach unter schaut. Die Kamera schwenkt herunter, man sieht und hört ihn Gitarre spielen. Dann sitzt er wieder und spricht, vom Zuschauer aus betrachtet leicht nach links schauend.
Patrick: „Ich bin jetzt auch schon fast sechs Monate clean. In schwierigen Situationen oder in Situationen, die mich aufregen, kriege ich ab und an Suchtdruck, aber den kann ich auch relativ schnell bekämpfen.“
Beschreibung: Während Patrick die letzten Worte spricht, kommt eine Nahaufnahme ins Bild, in dem man sieht, wie eine Fahrradschloss geöffnet wird. Eine Frau mit einer Mütze, vermutlich Anna, fährt mit dem Fahrrad weg, man sieht sie noch an einer Ampel anhalten.
Anna: „Ich habe drei Anläufe gebraucht, um rauszukommen. Der Dritte erst war erfolgreich. Beim Zweiten war ich sogar schon in Therapie.“
Beschreibung: Patrick kommt wieder ins Bild, in der bekannten Position vor dem Zuschauer, schräg nach links sprechend. Während man seine Stimme weiter aus dem Off hört sieht man ihn, wie er auf einem Flohmarkt an einem Stand steht und eine alte Schallplatte in die Hand nimmt. Anschließend sieht man ihn wie zuvor, allerdings etwas näher herangezoomt. Es folgt noch ein Schnitt, in dem man sieht, wie Patrick über den Flohmarkt schlendert.
Patrick: „Ich war fast einen Monat in einer Entzugsklinik, weil mich das Gras depressiv gemacht hat und andere Faktoren aus der Vergangenheit wieder hochgekommen sind, weil man nicht mehr konsumiert und verdrängt. Man hat einfach so viel schon geschafft und erreicht, wenn man nicht mehr kifft. Man ist viel klarer im Kopf. Man kommt mit der Welt um sich rum viel besser klar. Man verschließt sich nicht mehr so zu Hause.“
Beschreibung: Anna erscheint in bekannter Position von schräg hinten, während Bild und Ton synchron sind. Das Bild zoomt fast unmerklich leicht näher.
Anna: „Kiffen ist ungefähr genauso cool wie Rauchen oder Alkoholtrinken. Daran ist nichts Cooles. Cool ist, wenn man etwas auf die Beine stellt. Cool ist, wenn man seine Fähigkeiten, seine Talente nutzt. Cool ist, wenn man über sich selbst hinauswächst. Kiffen macht das Gegenteil.“
Outro: Anna wird ausgeblendet. Es erscheint die gefrorene Glasscheibe wie im Intro. Der Hintergrund wird weiß und das drugcom-Logo erscheint.