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November 2005
Glücksspiele sind Spiele, deren Ausgang vom Zufall abhängt und nicht von den Eigenschaften oder Fähigkeiten der spielenden Person. Zu den Glücksspielen zählen beispielsweise Roulette, Bingo, Lotto, Kartenspiele wie Poker oder Black Jack, sämtliche Würfelspiele sowie Spiele an Geldautomaten. Bei Spielautomaten, die z. B. in vielen Kneipen zu finden sind, unterliegt auch der Zufall einer gewissen Regelhaftigkeit. Die Geräte sind so eingestellt, dass sie einen bestimmten Anteil eingenommen Geldes wieder als Gewinn ausschütten müssen. Meistens sind die Spielregeln und Gewinnausschüttungen jedoch so ausgelegt, dass bei längerem Spielen mehr Geld verloren als gewonnen wird. Im Durchschnitt bedeutet das, dass beim ersten Spiel von einem Euro Einsatz noch 52 Cent als Gewinn wieder ausgeschüttet werden. Nach dem dritten Durchgang sind aber bereits durchschnittlich sechs von sieben Euro verloren. Trotz dieser geringen Gewinnaussichten kommt es immer wieder vor, dass bis zur hohen Verschuldung gezockt wird.
Der Glücksspielmarkt ist also lukrativ, wenn auch nur für die Betreiber. Im Jahre 2003 wurden insgesamt 27,5 Millionen Euro eingenommen. Knapp sechs Millionen Euro entfielen davon allein auf Geldspielautomaten, die in Kneipen und privaten Spielhallen zu finden sind. Mit der neuen Spielverordnung, die Anfang nächsten Jahres in Kraft treten soll (drugcom berichtete), wird sich der Gewinn der Betreiber noch weiter erhöhen.
Der Begriff „Spielsucht“ bezeichnet die Abhängigkeit eines Betroffenen von Glücksspielen oder Wetten. Meist beginnt es, indem die Aussicht auf einen Gewinn den freizeitlichen Aspekt verdrängt. Das Vergnügen tritt in den Hintergrund. Die Spielphasen werden länger und die Einsätze steigen. Die Betroffenen verlieren die Kontrolle über ihr Spielverhalten. Irgendwann spielen sie solange, bis sie kein Geld mehr haben. Der Schuldenberg wächst, doch auch das kann die Spieler und Spielerinnen nicht vom weiteren Glücksspiel abhalten. Berufliche und private Verpflichtungen werden vernachlässigt. Wird das Spielen unterbrochen, kann es sogar zu psychischen Entzugssymptomen kommen, die an einen Drogenentzug erinnern. Meistens fehlt den Betroffenen die Einsicht in ihre Krankheit. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) geht von 180.000 Spielsüchtigen in Deutschland aus.
Seit vier Jahren wird „Pathologisches Glücksspielen“ von den Krankenkassen offiziell als behandlungswürdig anerkannt. Inzwischen gibt es deutschlandweit 124 Selbsthilfegruppen für Spielsüchtige, Tendenz steigend. Auf der Website des Fachverbands Glückspielsucht e. V. finden sich bundesweit Adressen und Anlaufstellen nach Postleitzahlen sortiert.
Findet ein Spieler oder eine Spielerin den Weg in eine Beratung, hat er oder sie oft eine mehrjährige „Karriere“ hinter sich und ist hoch verschuldet. 80 bis 90 Prozent aller Glücksspielsüchtigen, die sich in therapeutischer Behandlung befinden, verlieren ihr Geld nicht in den staatlichen Kasinos, sondern an den klassischen Geldspielautomaten in Kneipen und Spielhallen. Ihre durchschnittliche Verschuldung liegt bei 30.000 Euro und ist damit deutlich höher als bei Kokainsüchtigen.
Als Ursachen für das hohe Suchtpotential von Glücksspielen können mehrere Gründe herangezogen werden: Zum einen liegt es an den kleinen Einsätzen von nur 20 Cent. Auch wenn man bereits enorme Verluste hinnehmen musste: Bei diesem geringen Einsatz ist die Verlockung zum Weiter-Spielen groß. Außerdem werden die kurzen Spielzeiten von wenigen Sekunden als mögliche Ursache diskutiert. Je kürzer die Ereignisfolge, desto faszinierender ist das Spiel. Und mit der neuen Spielverordnung, die Anfang nächsten Jahres in Kraft tritt, wird die Spielzeit von zwölf auf fünf Sekunden pro Münze noch weiter reduziert.
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