Topthema
November 2007
Angelehnt an die synthetische Substanz MDMA, das als Ecstasy bekannt ist, bezeichnet „Herbal Ecstasy“ überwiegend Kräutermischungen, die ebenfalls eine stimulierende Wirkung haben sollen. Die medizinische, aber auch berauschende Wirkung vieler Kräuter ist zwar schon seit Jahrtausenden bekannt. Doch den aktuellen Trend zu stimulierenden Substanzen machen sich offenbar zahlreiche Internetshops zu nutze, um Kräutermixturen unterschiedlichster Art mit vielversprechenden Produktnamen zu vermarkten. Der Begriff „Herbal Ecstasy“ steht somit nicht für eine spezielle Droge, sondern ist vielmehr ein Sammelbegriff, für unterschiedliche Substanzen. Wie genau diese Produkte wirken, ist schwer abzuschätzen, da es sich um Mischungen verschiedener Substanzen handelt. Zudem gibt es keine Garantie über die Zusammensetzung und Dosierung der im Internet vertriebenen Produkte.
Anfänglich war der Hauptbestandteil vieler dieser Kräutermischungen Ephedrin, das in der Pflanze Ephedra enthalten ist, auch bekannt als Meerträubel oder Ma Huang. In niedrigen Dosen wirkt Ephedrin kreislaufstimulierend und anregend, in größeren Mengen kann es zu Speed-ähnlichen Rauschzuständen kommen. In den USA war es in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten und wurde als Appetitzügler oder Sportnahrung vermarktet. Aufgrund von Studien über die Risiken von Ephedrin ist es 2004 durch die US-amerikanische Food und Drug Administration (FDA) verboten worden. Daraufhin ist Ephedrin aus den meisten Mischungen verschwunden.
An der Stelle von Ephedrin sind allerdings andere zum Teil synthetische Stoffe getreten, deren Risiken noch nicht abzuschätzen sind. Dazu zählen Substanzen mit unaussprechlichen Bezeichnungen wie 1-benzylpiperazine (BZP) oder 1-(3-trifluoromethylphenyl)Piperazine. Darüber hinaus sind auch häufig Guarana, Kava Kava, Kola-Nuß oder verschiedene Aminosäuren wie 5-Hydroxytryptophan (5-HTP), L-Phenylalanin oder Taurin enthalten. Gemeinsam ist allen diesen Substanzen eine mehr oder weniger stimulierende Wirkung.
Auslöser für das US-amerikanische Verbot von Ephedra bzw. Ephedrin in Nahrungsergänzungsmitteln war eine Meta-Analyse, in der die Risiken von Ephedra und Ephedrin untersucht wurden. In der Analyse sind mehr als 18.000 Einzelstudien berücksichtigt worden, von denen allerdings nur 284 strengen methodischen Kriterien genügten. Es zeigt sich, dass bei Ephedrinkonsum zum Teil gefährliche Nebenwirkungen auftreten können. Dazu zählen Schlaganfälle, Psychosen, Muskelkrämpfe und Herzinfarkte. So wird z. B. der Fall eines 21-jährigen Studenten beschrieben, der Ephedra nutzen wollte, um besser für seine Examensprüfungen lernen zu können. Sein Experiment endete in einer psychotischen Episode. Bei insgesamt 17 dokumentierten Todesfällen wird vermutet, das ephedrinhaltige Mittel die Ursache sind.
Andere Inhaltsstoffe kommerzieller „Herbal Ecstasy“-Produkte wie BZP stehen ebenfalls im Verdacht, starke Nebenwirkungen auszulösen. In Einzelfällen soll es nach der Einnahme von BZP zu Krampfanfällen gekommen sein. Erst kürzlich warnte die EU-Kommission vor der Einnahme von BZP (Meldung vom 17.08.2007).
Generell muss deshalb festgehalten werden, dass es einen risikofreien oder gar gesunden Rausch durch „Herbal Ecstasy“ nicht gibt. Das gilt besonders für Produkte, die mit vielen Versprechungen vermarktet werden, deren Inhaltsstoffe und Wirkungen aber kaum je kontrolliert werden.
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