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März 2005
Im 17. Jahrhundert avancierte Tabak zum Genussmittel der feinen Gesellschaft. Damals unterrichteten sogar professionelle Rauchlehrer die hohe Kunst des Qualmens. Etwa zur gleichen Zeit wurden erstmals giftige Inhaltsstoffe im Tabak nachgewiesen. 1828 wurde Nikotin als der hochgiftige Hauptbestandteil identifiziert. 1954 konnte dann ein direkter Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und bestimmten Krebserkrankungen bewiesen werden. Als in den 1970er und 1980er Jahren erkannt wurde, dass Rauchen auch die Gesundheit anderer gefährdet (Passiv-Rauchen), setzte ein Imagewandel ein.
Heute wird Rauchen für 4,1 Prozent der weltweiten Belastung durch Krankheiten verantwortlich gemacht. Darauf hat die internationale Politik reagiert. Die gesellschaftliche Ächtung des Rauchens und die drastische Darstellung der Gefahren des Tabakkonsums ist erklärtes Ziel des neuen EU-Gesundheitskommissars Markos Kyprianou. In Irland und Kalifornien ist das Rauchen in der Öffentlichkeit gänzlich verboten. In Italien darf man seit Anfang des Jahres in Gaststätten nicht mehr rauchen.
Auch in deutschen Gaststätten soll der Nichtraucherschutz ausgeweitet werden. Darauf haben sich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband geeinigt. In den nächsten drei Jahren sollen in 90 Prozent aller Gaststätten und Cafés Nichtraucherbereiche eingerichtet werden, die jeweils mindestens 40 Prozent der Gesamtfläche ausmachen sollen. Allerdings soll die Regelung nicht für Kneipen, Bars und Kleingaststätten mit weniger als 75 Quadratmetern gelten.
In Bayern, Berlin, Hamburg und Hessen wurde das Rauchen an Schulen für Lehrer und Schüler verboten. In anderen Bundesländern wird das bereits diskutiert. Nicht mehr zu übersehen sind die Warnhinweise auf Zigarettenpackungen und gar nicht mehr zu sehen ist Tabakwerbung im Fernsehen.
„Die bisher eingeleiteten Maßnahmen zur Förderung des Nichtrauchens erweisen sich als erfolgreich und führen auch bei Jugendlichen zu einer Abnahme der Raucherquote. Die Kombination aus gesetzgeberischen Maßnahmen, wie beispielsweise die Erhöhung der Tabaksteuer, und bundesweiten Aufklärungsangeboten zur Förderung des Nichtrauchens hat sich bewährt“, sagt die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Dr. Elisabeth Pott. So ging aus der jüngsten Befragung von Jugendlichen durch die BZgA hervor, dass der Anteil jugendlicher Raucher und Raucherinnen erneut gesunken ist und 64 Prozent der Jugendlichen mit dem Rauchen aufhören wollen.
Bei der größten internationalen Nichtraucherkampagne „Quit & Win 2004“ waren es auch die Deutschen, die den größten Anteil der Teilnehmer ausmachten.
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