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Dezember 2007
Der Zufall ist ein unverrückbares Grundprinzip, das allen Glücksspielen zugrunde liegt. Dies gilt ganz besonders für Glücksspiele, in denen die Teilnehmenden überhaupt keinen Einfluss auf das Ergebnis haben wie zum Beispiel bei Automatenspielen oder Lotterien. Das Ergebnis ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Doch manche Menschen lassen sich von derlei abstrakten statistischen Prinzipien nicht beirren und glauben fest daran, den Zufall überlisten zu können. Sie spielen auch dann noch weiter, wenn das Glück sie längst verlassen und sich ein Berg von Schulden aufgetürmt hat. Woran liegt das?
Das Phänomen der Glücksspielsucht lässt sich am Beispiel von Automatenspielen beschreiben. Was sie für viele Menschen so gefährlich macht, ist ihre sehr hohe Spielgeschwindigkeit. So ist ein Spielintervall für „Daddelautomaten“ in Spielhallen aktuell auf fünf Sekunden pro Spiel festgelegt. Wegen der permanenten Hoffnung, den großen Gewinn einzufahren, bedeutet dies Nervenkitzel am laufenden Band. Hierbei kann es auf Dauer zu starken Bewusstseinsveränderungen bis hin zu einemSpielrausch kommen, in dem die spielende Person immer mehr auf das Gerät fixiert wird.
Die Spielerinnen und Spieler versuchen, durch „richtiges Bedienen“ des Automaten die Gunst des Schicksals zu beeinflussen. Dass die Rotation der Räder jedoch ausschließlich vom Zufall abhängt und nicht durch Drücken der „Stopp-Taste“ oder anderen Aktionen beeinflusst wird, wissen sie nicht oder wollen es nicht wahrhaben. So werden Gewinne den vermeintlich antrainierten Fähigkeiten zugeschrieben, während Verluste als notwendiges Übel auf dem Weg zum großen Jackpot bagatellisiert werden.
Um Spielerinnen und Spieler bei der Stange zu halten, haben die Automatenhersteller jedoch noch tiefer in die psychologische Trickkiste gegriffen. Die Geräte sind meist so programmiert, dass Beinahe-Gewinne überdurchschnittlich oft auftreten. Hierdurch bekommen Automatenzocker das Gefühl, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Jackpot geknackt wird. Licht- und Toneffekte begleiten solche Beinahe-Treffer, um den Eindruck zu erwecken, dass ein hoher Gewinn unmittelbar bevorsteht.
Wieso nehmen viele Spielerinnen und Spieler trotz steigender Verlustbilanz immer weiter an Glücksspielen teil? Ihr Pech ist, dass sie anfänglich die Erfahrung gemacht haben, auch mal zu gewinnen. Der belohnende Effekt von Glücksspielen wird paradoxerweise dadurch verstärkt, dass der Gewinn nur ab und zu eintritt. Dies führt dazu, dass zwischendurch erlangte Gewinne - und seien sie auch noch so klein - immer wieder zum Weiterspielen ermutigen. Glücksspielssüchtige fühlen sich für ihr bisheriges Spielverhalten bestätigt und hoffen weiterhin auf den großen Hauptgewinn - und spielen sich immer tiefer in die Verlustzone.
Glücksspielsüchtige ruinieren meist nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Familie. Für sie ist der einzige Ausweg, ganz auf Glücksspiele zu verzichten. Alleine schaffen dies die wenigsten. Glückspielsüchtigen ist daher dringend zu empfehlen, professionelle Hilfe oder eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Auf der Website des Fachverbands Glückspielsucht sind eine Menge Adressen hierzu zu finden.
Seit Ende November bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch eine Online-Beratung für Glücksspielsüchtige an. Auf der Website www.check-dein-spiel.de können Spielerinnen und Spieler zunächst testen, ob sie glücksspielsüchtig sind. In einem speziellen Beratungsprogramm unterstützen professionelle Beraterinnen Glücksspielsüchtige darin, auf das Spielen zu verzichten.
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