Topthema
Oktober 2007
In über 100 psychoaktiven Pilzen ist der halluzinogene Wirkstoff Psilocybin enthalten. Der häufigste Vertreter hierzulande ist der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata). Psilocybin-haltige Pilze wurden vermutlich schon vor Tausenden von Jahren zu religiösen oder kultischen Zwecken konsumiert. Aber erst 1957 gelang es dem Entdecker von LSD, Albert Hoffmann, die wirksame Substanz Psilocybin zu isolieren. Im Körper wird es zu Psilocin umgewandelt wird, das Ähnlichkeit mit dem körpereigenen Botenstoff Serotonin aufweist. Die eigentliche halluzinogene Wirkung geht somit von Psilocin aus. Die Wirksamkeit von Psilocybin wurde seit der Entdeckung in verschiedenen wissenschaftlichen Studien untersucht.
So wurde beispielsweise erst kürzlich im Jahre 2006 in Rahmen einer so genannten Doppelblind-Studie untersucht, ob der Konsum von Psilocybin mystische Erfahrungen erzeugen kann. Unter Laborbedingungen bekamen mehrere Gruppen von Testpersonen, die zuvor noch nie Halluzinogene konsumiert hatten, entweder Psilocybin oder Methylphenidat, ein Amphetamin, jeweils in Kapselform zum Schlucken. Weder den Testpersonen noch den Leitenden der Untersuchung war bekannt, wer welche Substanz bekommt, um den Einfluss der Erwartungshaltung an die Wirkung weitestgehend auszuschließen. Und siehe da: 22 von 36 Personen berichteten nach der Einnahme von Psilocybin von einer „vollkommenen“ mystischen Erfahrung, die mittels spezieller Fragebögen erfasst wurde. Anzumerken ist jedoch, dass alle Testpersonen bereits vorher eine religiöse oder spirituelle Neigung angegeben haben und der Aufruf zur Teilnahme auch eine gewisse Erwartungshaltung in diese Richtung erzeugt haben könnte. So ist doch bemerkenswert, dass immerhin 4 Testpersonen auch nach der Einnahme von Methylphenidat ähnliche Eindrücke gehabt haben.
Bei einigen der Testpersonen traten allerdings auch unangenehme Effekte auf. Mehr als 20 Prozent berichteten, dass ihre Psilocybin-Session stark von negativen Gefühlen wie Angst geprägt war. Dass es nicht zu heftigeren Reaktionen kam, lag vermutlich an den hierfür ausgebildeten Untersuchungsleitern, die instruiert waren, beruhigend auf die Testpersonen einzuwirken, sollten diese ängstlich oder mit Panik reagieren. Eine derart behütete Konsumsituation finden allerdings nicht alle Konsumierenden von Psilocybin-haltigen Pilzen vor. Aus den anfänglich noch witzigen „Hallus“, den optischen Verzerrungen, kann sich auch ein ausgewachsener Horrortrip entwickeln, wenn die Angst Überhand nimmt. Insbesondere konsumunerfahrene Personen können mit starken Ängsten reagieren. Akute psychotische Episoden können die Folge sein, die zwar meist nach Abklingen der Wirkung verschwinden. In Einzelfällen können die Probleme aber andauern oder wiederkehren.
Wie hoch die Gefahr von so genannten Flashbacks ist, lässt sich nicht genau abschätzen, da es hierzu keine systematischen Untersuchungen gibt. Es finden sich aber Fallstudien, in den das Phänomen beschrieben wird. In einer Studie beispielsweise wird der Fall eines 18-jährigen Mannes geschildert, bei dem teils heftige Flashbacks bis zu 8 Monate lang anhielten, ausgelöst durch Psilocybin und Cannabiskonsum. Die Flashback-Symptome beinhalteten die typischen Effekte von Halluzinogenen, die er als beängstigend empfunden hat. Erst nach einer medikamentösen Behandlung und dem Verzicht auf weiteren Cannabiskonsum, nahmen die Symptome ab.
Studien haben zwar zeigen können, dass Psilocybin keine ernsthaften körperlichen Komplikationen bewirkt, die psychischen können aber gravierend sein und haben auch schon zu tödlichen Unfällen aufgrund von leichtsinnigem Verhalten geführt. Die Intensität der Wirkung hängt in erster Linie davon ab, wie hoch die eingenommene Dosis ist. Doch der Wirkstoffanteil in den Psilocybin-haltigen Pilzen ist ungewiss und kann zudem stark schwanken. Der Trip schwankt dann zwischen leichten „Optiken“ und völliger „Verpeilung“. Zudem ist nicht auszuschließen, dass manche Personen empfindlicher auf Psilocybin reagieren als andere.
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