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07.12.2018
Zigarettentabak besteht nicht nur aus Tabak. Meist werden noch andere Zusatzstoffe hinzugefügt, darunter auch Zucker. Allerdings können Zusatzstoffe die Schädlichkeit von Zigaretten nochmals erhöhen. Viele Raucherinnen und Raucher scheinen sich einer aktuellen Studie zufolge dessen jedoch nicht bewusst zu sein.
Bild: flo-flash / photocase.de
Würdest du eine Schokozigarette anzünden und den Rauch inhalieren? Wohl kaum. Doch auch normale Zigaretten enthalten Zucker. Zwar ist Zucker bereits ein natürlicher Bestandteil der Tabakpflanze, Zucker wird aber neben vielen anderen Substanzen noch als Zusatzstoff hinzugefügt. Doch was macht Zucker in der Zigarette?
Die Tabakindustrie benutzt Zusatzstoffe nicht nur, um den Geschmack der Zigarette zu verändern. Zusatzstoffe sollen den Tabak auch feucht halten und das Abbrennverhalten der Zigarette beeinflussen. In einer typischen Zigarette machen solche chemischen Zusatzstoffe bis zu 10 Prozent des Gewichts aus.
Rechtlich betrachtet dürfen Hersteller dem Tabak fast alle Stoffe zusetzen, die als unbedenklich für die Verwendung in Lebensmitteln oder Kosmetika eingestuft wurden. Institutionen wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) kritisieren dieses Vorgehen. Denn es gebe keine ausreichende wissenschaftliche Basis, die einen Einsatz dieser Zusatzstoffe auch in Tabakprodukten rechtfertigen würde. Schließlich werden Zusatzstoffe in Lebensmittel oder in Kosmetika beim normalen Gebrauch nicht verbrannt und inhaliert.
Genau hier liegt jedoch das Problem. Denn bei der Verbrennung von Zusatzstoffen können aus sonst eher harmlosen Substanzen gesundheitsschädliche Verbindungen entstehen. Nach Angaben des DKFZ entstehen bei der Verbrennung von Zucker sogenannte Aldehyde wie Acetaldehyd. Acetaldehyd gilt jedoch als chemische Verbindung mit vermutlich krebsauslösender Wirkung.
Studien deuten darauf hin, dass Acetaldehyd auch das Suchtpotential von Nikotin verstärkt. Bei der Verbrennung von Tabak entsteht das Reaktionsprodukt Harman. Dieser Substanz wird eine antidepressive, also stimmungsaufhellende Wirkung zugesprochen. Zucker in der Zigarette kann dadurch auch indirekt schaden: Weil es den Rauch verträglicher macht und die Stimmung aufhellt, verleitet es möglicherweise dazu, mehr zu rauchen und entsprechend mehr giftige Substanzen aufzunehmen.
Die Verwendung von Zucker als Zusatzstoff scheint aber nur wenigen Raucherinnen und Raucher bekannt zu sein, wie Ergebnisse einer aktuellen Studie aus den USA nahelegen. Der Forscher Andrew Seidenberg und sein Team haben mehr als 4.000 Raucherinnen und Raucher dazu befragt, ob sie glauben, dass Zucker als Zusatzstoff in normalen Zigaretten genutzt wird.
Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, nicht zu wissen, ob Zucker ein Zusatzstoff ist. Etwa 30 Prozent der Raucherinnen und Raucher waren sich in der Befragung sicher, dass das nicht der Fall ist. Lediglich 5 Prozent wussten vom Zuckerzusatz in einigen Zigaretten und weniger als vier Prozent der befragten Raucherinnen und Raucher wussten, dass der Zusatz von Zucker die ohnehin hohen Gesundheitsgefahren des Tabakrauchens zusätzlich erhöht.
Über die Kenntnisse von Raucherinnen und Rauchern in Deutschland liegen aktuell zwar keine Studien vor, sie haben aber die Möglichkeit, sich detailliert über Zusatzstoffe von bestimmten Zigarettenmarken zu informieren. Seit Mai 2016 gelten in den Ländern der Europäischen Union verschärfte Regel zur Verwendung von Zusatzstoffen in Tabak. Unter anderem sind die Hersteller von Tabakerzeugnissen dazu verpflichtet, eingesetzte Tabakzusatzstoffe zu melden. Gelistet sind diese in der Datenbank „Tabakzusatzstoffe“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Zudem wurden einige Zusatzstoffe mit der Gesetzesänderung verboten. Dabei handelt es sich unter anderem um Substanzen wie Vitamine, Taurin oder Kaffee, die einen gesundheitlichen Nutzen oder eine Steigerung der Fitness vorgaukeln könnten. Aber auch Substanzen wie Eukalyptus, Salbei oder Nelken, die der Zigarette ein charakteristisches Aroma verleihen, dürfen seitdem nicht mehr verwendet werden. Für bestimmte Produkte, darunter auch Mentholzigaretten, gibt es noch eine Gnadenfrist bis Mai 2020.
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