Home > News > Aktuelle Meldungen > Wie viele Zigaretten stecken in einer Flasche Wein?
05.06.2019
Ein britisches Forschungsteam hat sich mit dieser Frage befasst, um die Öffentlichkeit auf das erhöhte Krebsrisiko durch Alkohol aufmerksam zu machen.
Bild: kashamara / photocase.de
Ein Glas Wein am Tag, das soll doch gesund sein? Oder etwa nicht? Die britische Forscherin Theresa Hydes betont, dass nach gegenwärtigem Forschungsstand keine gesundheitsförderliche Wirkung von Alkohol ausgeht. Im Gegenteil. Alkohol ist an der Entstehung von mindestens sieben verschiedenen Krebsarten beteiligt. Dies gilt für Krebserkrankungen in der Mundhöhle, im Rachen und in der Speiseröhre, der Luftröhre, im Darm und in der Leber. Bei starkem Konsum ist das Risiko für diese Krebsarten um das 5-fache erhöht.
Bei Frauen steht Alkoholkonsum zudem mit Krebserkrankungen der Brust in Zusammenhang. Nach Aussagen von Theresa Hydes wird bei einer von sieben Frauen, die im Vereinigten Königreich leben, irgendwann im Leben Brustkrebs diagnostiziert. Einer Studie zufolge erhöht schon leichter Alkoholkonsum das Risiko für Brustkrebs. Generell werde das Risiko für Krebserkrankungen auch bei vergleichsweise moderaten Mengen aber unterschätzt. Großen Teilen der Bevölkerung sei überhaupt nicht bewusst, dass Alkohol Krebs auslösen kann.
Im Gegensatz dazu sei inzwischen ins Allgemeinwissen übergegangen, dass Rauchen in jeglicher Form schädlich und krebserzeugend ist. Theresa Hydes und ihr Team wollten das verbreitete Wissen um das Krebsrisiko des Rauchens nutzen, um der Bevölkerung auch die Gefährlichkeit des Alkoholtrinkens ins Bewusstsein zu bringen.
Das Forschungsteam bediente sich hierzu bereits veröffentlichter Zahlen zu den Krebsrisiken für Alkohol und Tabak und hat folgende griffige Formel errechnet: Frauen, die eine Flasche Wein pro Woche trinken, haben etwa das gleiche Krebsrisiko, wie wenn sie 10 Zigaretten pro Woche rauchen würden. Bei Männern entspräche das Krebsrisiko bei einer Flasche Wein pro Woche etwa dem Rauchen von 5 Zigaretten pro Woche.
Der Geschlechtsunterschied sei vor allem darauf zurückzuführen, dass sich das Brustkrebsrisiko schon bei vergleichsweise geringen Mengen Alkohol erhöht. Hydes und ihr Team weisen aber darauf hin, dass der Vergleich nicht missverstanden werden dürfe, indem die Risiken des Alkoholkonsums mit denen des Tabakrauchens gleichgesetzt werden. Krebs sei nur eine der vielen schweren gesundheitlichen Folgen des Tabakrauchens. Etwa zwei von drei Raucherinnen und Rauchern würden an den Folgen ihrer Sucht sterben.
Die Studie hat eine rege Debatte unter Forscherinnen und Forschern darüber entfacht, wie die gesundheitlichen Risiken von Alkohol kommuniziert werden sollten. Kritisch wurde angemerkt, dass die Öffentlichkeit den Vergleich womöglich falsch verstehen könnte. So bestehe das Risiko, dass das Rauchen durch den Vergleich wieder mehr akzeptiert werde. Auch würde der Vergleich an der Realität vorbeigehen, weil in der Regel deutlich mehr als nur 5-10 Zigaretten pro Woche geraucht werden. Rauchen sei immer noch die schlimmste vermeidbare Ursache für Krebserkrankungen.
Einige Stimmen aus der Forschungsgemeinde begrüßen aber den Versuch, das durch Alkohol erhöhte Krebsrisiko stärker öffentlichkeitswirksam zu thematisieren. Dies sei auch Hydes Anliegen gewesen, da ihrer Einschätzung nach die öffentliche Kommunikation über Alkohol zu stark durch die Werbebotschaften der Alkoholindustrie geprägt sei.
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