Home > News > Aktuelle Meldungen > Wie sich die Cannabis-Wirkstoffe THC und CBD auf die Hirnaktivität auswirken
27.11.2024
Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie wurde untersucht, wie sich Cannabis auf die Ruhenetzwerke des Gehirns auswirkt. Vor allem der Effekt von CBD war anders als erwartet.
Bild: nopparit / iStock.com
Unser Gehirn macht nie nichts. Es ist immer irgendwie aktiv. So hat die Hirnforschung zeigen können, dass bestimmte Hirnareale auch dann miteinander kommunizieren, wenn wir uns in einem Ruhezustand befinden, in dem wir zwar wach sind, aber keiner Aufgabe nachgehen. Diese Ruhenetzwerke werden im Englischen als „resting-state networks“ bezeichnet und sind wichtig für zahlreiche Hirnfunktionen.
Wie diese Ruhenetzwerke durch die Wirkung von Cannabis beeinflusst werden, war Gegenstand einer Studie aus dem Vereinigten Königreich. Studienleiter Matthew Wall und sein Team wollten unter anderem wissen, ob und wie sich die Cannabiswirkstoffe THC und CBD auf Ruhenetzwerke auswirken. THC steht für Tetrahydrocannabinol und ist verantwortlich für die typische Cannabiswirkung. CBD ist die Abkürzung für Cannabidiol. Dieser Substanz wird eine beruhigende und nervenschützende Wirkung zugesprochen.
In der Studie wurde die funktionelle Magnetresonanztomographie eingesetzt. Das ist eine spezielle bildgebende Methode, mit der die Aktivität des Gehirns sichtbar gemacht werden kann. So konnten Wall und sein Team untersuchen, wie das Gehirn direkt nach dem Konsum von Cannabis arbeitet. 48 Personen haben teilgenommen. Alle konsumierten gelegentlich bis regelmäßig Cannabis, waren aber nicht abhängig.
Die Teilnehmenden wurden in drei Gruppen aufgeteilt, die jeweils unterschiedliche Sorten Cannabis mit Hilfe eines Vaporisators konsumierten. Eine Gruppe bekam Cannabis, der THC, aber fast kein CBD enthielt. Eine zweite Gruppe konsumierte CBD-Cannabis, der nahezu THC-frei war. Eine dritte Gruppe erhielt ein Placebo. Das war speziell gezüchtetes Marihuana, das weder CBD noch THC enthielt. Etwa 50 Minuten nach dem Konsum der Droge wurden die Gehirne der Teilnehmenden im Ruhezustand gescannt.
Die Ergebnisse zeigten, dass Cannabis die so genannte Konnektivität in den Ruhenetzwerken reduziert hat. Das bedeutet, die betreffenden Gehirnbereiche haben weniger miteinander kommuniziert. Davon betroffen waren unter anderem jene Netzwerke, die für die Verarbeitung von Gefühlen sowie für das Gedächtnis oder die Entscheidungsfindung wichtig sind. Zur Überraschung der Forschenden hatte CBD die Effekte von THC nicht wie erwartet abgeschwächt, sondern in der Tendenz sogar verstärkt. Wie kann das sein?
Nach Aussagen der Forschenden könnte dieser Umstand auf die Verstoffwechselung von CBD zurückgeführt werden. CBD werde durch die gleichen Enzyme abgebaut wie THC. Die Anwesenheit von CBD trete somit in Konkurrenz zu THC, was den Abbau betrifft. Der Abbau von THC dauere dann länger, mit der Folge, dass die THC-Konzentration nicht so schnell abnimmt und sich entsprechend stärker auf die Kommunikation innerhalb des Gehirns auswirkt.
Wall und sein Team schlussfolgern, dass CBD den Konsum von Cannabis nicht unbedingt sicherer mache. In einem früheren Experiment hat sich ebenfalls gezeigt, dass ein hoher Anteil CBD die akuten negativen Effekte von THC wie Angstzustände oder psychotische Symptome nicht abmildert.
Eine weitere Studie hatte ebenfalls Hinweise dafür gefunden, dass CBD je nach Dosierung die Wirkung von THC verstärken kann. Forschende vermuten daher, dass der schützende Effekt von CBD nicht so sehr auf die Substanz selbst zurückzuführen sei, sondern dem Umstand geschuldet ist, dass Sorten mit hohem CBD-Anteil generell weniger THC enthalten.
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