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03.06.2016
Zwei neue Studien zeigen auf, wie Ketamin die Blase schädigt. Eine selten auftretende Fehlbildung der Blase bei einem Ketaminkonsumenten hat einem Forschungsteam entscheidende Hinweise geliefert.
Bild: Matthias Buehner / Fotolia.com
Häufiger Konsum von Ketamin kann unheilbare Schäden am Harntrakt verursachen. Betroffene haben starke, krampfartige Bauchschmerzen und ständig den Drang, urinieren zu müssen oder sind inkontinent, nässen also ein. In einer Studie wurde der Fall eines 30-Jährigen beschrieben, der alle 30 Minuten zur Toilette musste und starke Schmerzen beim Wasserlassen hatte. Aufgrund der Schwere der Erkrankung musste ihm die Blase operativ entfernt werden. Dabei wurde eine seltene Fehlbildung in seiner Blase entdeckt, die dem medizinischen Team die Gelegenheit gab, die Ursache der Schäden genauer zu untersuchen.
Bei der Fehlbildung handelte es sich um eine sogenannte Urachus-Zyste. Der Urachus bildet beim noch ungeborenen Kind eine Verbindung zwischen der Blase und der Nabelschnur und schließt sich normalerweise vor der Geburt. Manchmal bleibt allerdings ein Hohlraum zurück, der als Zyste bezeichnet wird. Bei dem betroffenen Mann grenzte die Zyste direkt an die Blase, war aber nicht mit ihr verbunden, so dass die Zyste nicht mit Urin in Kontakt kam. Die Zyste war ähnlich beschaffen wie die Blase und wurde vom gleichen Gewebe wie die Blase versorgt.
Die Untersuchung der Blase hat aufgezeigt, dass die obere Zellschicht im Inneren der Blase fast vollständig zerstört war. Diese Zellschicht wird auch als Urothel bezeichnet. In der benachbarten Zyste war das Urothel hingegen noch völlig intakt. Es waren also nur die Zellen zerstört, die direkten Kontakt mit Urin hatten. Andere Zellen der Blase waren davon nicht betroffen. Daraus schlussfolgert das Forschungsteam unter der Leitung von Simon Baker, dass die schädigende Wirkung direkt vom Ketamin im Urin ausgeht und nicht aufgrund der Wirkung von Ketamin auf den gesamten Körper.
Diesen Verdacht haben Baker und sein Team in einer zweiten Studie erhärten können. Das Team hat Zellen aus dem Urothel von gesunden Menschen entnommen und diese direkt mit Ketamin in Kontakt gebracht. Dies hatte zur Folge, dass die Zellen giftige Stoffe produzierten. Der Körper hat für solche Fälle jedoch eine Art Schutzprogramm: Die betroffenen Zellen begehen einen kontrollierten Suizid, der als Apoptose bezeichnet wird. Die Apoptose einzelner Zellen schützt somit andere Körperzellen davor, bei Fehlfunktionen in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Bei Ketamin funktioniert dieser Mechanismus jedoch nicht, weil sich zu viele Zellen in den Tod stürzen und zu wenige übrig bleiben, aus denen sich das Urothel wieder neu bilden könnte.
Beide Studien machen somit deutlich, dass der direkte Kontakt mit Ketamin-haltigem Urin zum vollständigen Absterben des Urothels in der Blase führen kann. Das Forschungsteam weist daher darauf hin, dass Ketaminkonsumierende bei Blasenbeschwerden sofort den Konsum von Ketamin einstellen sollten. Andernfalls könnte die Blase unwiderruflich geschädigt werden, was eine operative Entfernung des Organs zur Folge hätte.
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