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26.10.2022
Manche Studierende hängen ständig an ihrem Smartphone, obwohl sie eigentlich lernen müssten. Ein chinesisches Forschungsteam hat untersucht, wie die Smartphone-Sucht unter Studierenden mit Aufschieberitis zusammenhängt.
Bild: Dima Berlin / istockphoto.com
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Immer wieder schauen Smartphone-Süchtige auf ihren kleinen Bildschirm, während sie doch eigentlich Wichtigeres zu tun hätten. Studieren zum Beispiel. Unter Studierenden ist die Aufschieberitis ein bekanntes Phänomen. Die Neigung, wichtige Aufgaben vor sich her zu schieben, wird in der Fachsprache als Prokrastination bezeichnet. Prokrastination und Smartphone-Sucht scheinen den Ergebnissen einer chinesischen Studie zufolge miteinander verknüpft zu sein.
Das Forschungsteam hat über 1.000 Studierende im Alter zwischen 18 und 22 Jahren befragt. In der Befragung ging es um den Umgang mit dem Smartphone sowie um das persönliche Zeitmanagement und die Anwendung von Lernstrategien. In der Analyse konnten die Forschenden herausarbeiten, dass ein schlechtes Zeitmanagement und die mangelnde Anwendung von Lernstrategien sowohl mit der Smartphone-Sucht als auch mit Prokrastination zusammenhängen.
Studierende, die einen süchtigen Umgang mit ihrem Smartphone haben, verplempern nicht nur viel Zeit an ihrem Gerät. Sie scheinen auch generell schlechter in der Lage zu sein, ihre Zeit sinnvoll zu planen. Gleichzeitig nutzen mediensüchtige Studentinnen und Studenten seltener zielorientierte Lernstrategien. In der Analyse wurde deutlich, dass Lernstrategien und Zeitmanagement eng miteinander verbunden zu sein scheinen. Beispielsweise ist es sinnvoll, für das Lernen einen Tages- oder sogar Wochenplan zu gestalten.
Der exzessive Gebrauch des Smartphones führt den Ergebnissen zufolge auch dazu, dass Studierende den Lernstoff nur oberflächlich scannen. Wer in der Lage ist, dass Smartphone rechtzeitig wegzulegen, hat hingegen nicht nur mehr Zeit für das Lernen zur Verfügung. Auch sind die Studierenden eher geneigt, tiefer in den Lernstoff einzudringen.
Das Forschungsteam gibt zu bedenken, dass sie mit ihrer einmaligen Befragung nicht sagen können, ob die Smartphone-Sucht ursächlich zur Prokrastination beiträgt. Die Neigung zum Aufschieben von wichtigen Tätigkeiten könnte generell mit einer geringeren Leistungsmotivation in Verbindung stehen. Prokrastination wäre dann eher ein motivationales Problem und Smartphone-Sucht eine Begleiterscheinung. Ebenso ist denkbar, dass sich der Hang zur Prokrastination und die exzessive Smartphone-Nutzung gegenseitig verstärken.
Die Studie macht aber deutlich, dass sich Studierende mit einer Neigung zur Aufschieberitis öfter zum Smartphone greifen und seltener dem Lernen widmen. Eine frühere Studie hat belegen können, dass auch bei Schülerinnen und Schülern Prokrastination ein zentraler Faktor ist, der mit übermäßiger Internetnutzung in Zusammenhang steht. Ein bewusster Umgang mit elektronischen Medien dürfte in jedem Falle hilfreich sein, um exzessiven Tendenzen entgegenzuwirken und vielleicht auch mehr Zeit in das Studium oder die Schule zu investieren.
Wer wissen möchte, ob der persönliche Medienkonsum noch in Ordnung ist, kann den Selbsttest auf ins-netz-gehen.de machen. Das Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beinhaltet weitere Informationen und Unterstützung, um die richtige Balance zwischen online und offline zu finden.
Quelle:
Liu, F., Xu, Y., Yang, T., Li, Zhihua, Dong, Y., Chen, L & Sun, X. (2022). The Mediating Roles of Time Management and Learning Strategic Approach in the Relationship Between Smartphone Addiction and Academic Procrastination. Psychology Research and Behaviour Management, 15, 2639-26-48.
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