Home > News > Aktuelle Meldungen > Wie Cannabiskonsum mit schlechten Leistungen an der Uni zusammenhängt
21.08.2024
Kiffen und studieren, das passt nicht gut zusammen. Eine aktuelle Studie aus den USA erklärt, welche Rolle Aufschieberitis dabei spielt.
Bild: AntonioGuillem / iStock.com
Bist du bei Abgabefristen immer etwas früher fertig? Erstellst du ausgefeilte Pläne, um dich optimal auf Prüfungen vorzubereiten? Und hältst du dich auch dran? Wenn nicht, dann bist du nicht allein. Viele Studierende schieben wichtige Dinge wie das Lernen für die nächste Klausur bis kurz vor knapp vor sich her. Dieses Verhalten wird als Prokrastination bezeichnet oder umgangssprachlich als Aufschieberitis. Was Cannabiskonsum damit zu tun hat, dazu haben Anita Cservenka und Christopher Mullin von der Oregon State University in den USA eine aktuelle Studie durchgeführt.
Frühere Studien deuten darauf hin, dass Cannabiskonsum mit schlechteren Leistungen in der Schule oder im Beruf zusammenhängt. Eine eindeutige ursächliche Beziehung konnte bislang aber nicht nachgewiesen werden. Cservenka und Mullin haben das Phänomen der Prokrastination daher in ihrer Studie miteinbezogen. Könnte der Hang zum Aufschieben die Verbindung zwischen Kiffen und akademischen Leistungen erklären?
Die Untersuchung umfasste 220 Studierende im Alter von 18 bis 24 Jahren. Die Teilnehmenden füllten eine Reihe von Fragebögen aus, in denen es unter anderem um ihren Cannabis- und weiteren Drogenkonsum ging sowie um Anzeichen von Angststörungen oder Depressionen. Darüber hinaus wurde der Notendurchschnitt herangezogen.
Wie vermutet fanden Cservenka und Mullin einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Cannabiskonsums und dem Notendurchschnitt: Je öfter die Studierenden in ihrem Leben gekifft hatten, desto schlechter fielen ihre Noten aus. Dabei haben die Forschenden auch weiteren Drogenkonsum und psychische Probleme in ihrer Analyse berücksichtigt.
Der Zusammenhang galt allerdings nur für Studierende, die auch starke bis mittelstarke Prokrastinatoren waren, also Aufgaben vor sich herschieben. Bei Studierenden mit niedrigen Werten für Prokrastination gab es keine Beziehung zwischen Cannabiskonsum und erreichtem Notendurchschnitt.
Die Fähigkeit, Wichtiges nicht aufzuschieben, scheint den Ergebnissen zufolge davor zu schützen, dass sich Cannabiskonsum ungünstig auf das Studium auswirkt. Für die Mehrheit der Studierenden, für die Prokrastination kein Fremdwort ist, könnte Cannabiskonsum hingegen ein zusätzlicher ungünstiger Faktor sein, der schlechte Noten zur Folge hat.
Wer kaum prokrastiniert, sollte die Ergebnisse aber nicht als Freibrief fürs Kiffen betrachten. Denn die Studie hat eine Reihe methodischer Einschränkungen, die ihre Aussagekraft begrenzen. So handelte es sich um Studierende von nur einer Universität und mit sieben von zehn Teilnehmenden waren überdurchschnittlich viele weiblich.
Auch müsse nach Einschätzung von Cservenka und Mullin davon ausgegangen werden, dass noch weitere nicht untersuchte Faktoren wie die Motivation und andere Persönlichkeitsunterschiede zum erreichten Notendurchschnitt beitragen. Außerdem gibt es hinreichende Belege, dass sich häufiger Cannabiskonsum ungünstig auf die Merkfähigkeit auswirkt und die Auffassungsgabe verlangsamt.
Die gute Nachricht aber ist, dass Studierende mit klaren Zielen, einem guten Zeitmanagement und einer strukturierten Lernvorbereitung viel dafür tun können, ihre Leistung zu verbessern – auch wenn sie hin und wieder kiffen. Weniger zu kiffen dürfte aber auch dazu beitragen, die Aufschieberitis in den Griff zu kriegen – und vielleicht auch den Notenschnitt anzuheben. Hilfe beim Reduzieren des Cannabiskonsums gibt es anonym und kostenlos im Programm Quit the Shit.
Quelle:
Mullin, C. & Cservenka, A. (2024). Cannabis Use and Academic Performance in College Students: The Role of Procrastination. Cannabis, 7(2), 108-122. https://doi.org/10.26828/cannabis/2024/000215
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