Home > News > Aktuelle Meldungen > Wie Alkohol das Risiko für tödliche Folgen durch Ecstasy erhöht
04.05.2022
Der Konsum von Ecstasy kann beim Feiern lebensbedrohliche Zustände verursachen. Studien legen nahe, dass Alkohol die körperliche Belastung im Rausch noch verschärft.
Bild: krissi3012 / photocase.de
Muskeln produzieren Wärme. Das merken wir beim Sport oder bei anderen anstrengenden Betätigungen. Erst wird uns warm, dann fangen wir an zu schwitzen. Der Mensch ist ein Warmblüter, der seine Kerntemperatur auch bei körperlicher Anstrengung weitestgehend konstant hält. Dafür sorgt die Thermoregulation in unserem Körper.
Drogen wie Ecstasy können die biochemische Regulierung der Körpertemperatur jedoch stören und lebensbedrohliche Zustände verursachen. Gleichzeitiger Konsum von Alkohol erhöht das Risiko zusätzlich, wie ein Forschungsteam in einem Fachartikel darlegt. Studienleiter Jan van Amsterdam und sein Team haben Studien gesichtet, in denen der kombinierte Konsum von Ecstasy und Alkohol untersucht wurde.
Die Recherchen haben deutlich gemacht, dass es einen Temperatureffekt gibt. So führt der Ecstasy-Wirkstoff MDMA in Ruhe und bei Raumtemperatur eingenommen in den meisten Fällen nur zu einer geringfügigen Erhöhung der Körpertemperatur. Alkohol hat bei moderaten Temperaturen und niedrigen Dosen sogar noch einen leicht kühlenden Effekt. Ecstasy wird aber häufig zum Feiern konsumiert. Das bedeutet mitunter: Ausgiebiges Tanzen in teils überhitzten Räumen.
Eine lange Tanznacht könne nach Aussagen des Forschungsteams eine sportliche Belastung wie bei einem Marathonlauf mit sich bringen. Die Thermoregulation unseres Körpers ist dadurch stark gefordert. Unter dem Einfluss von Ecstasy gerät unser Körper zusätzlich unter Stress. Wir reagieren mit verstärktem Schwitzen, um die Hitze abzuführen. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist jetzt wichtig. Durch die euphorisierende Wirkung von Ecstasy kann das Durstgefühl aber gemindert sein und sich erst sehr spät bemerkbar machen.
Trinken Feiernde Alkohol, kann das Schwitzen sogar noch zunehmen, weil die Gefäße sich durch Alkohol weiten. Die Schweißproduktion reicht bald nicht mehr aus, um den Körper ausreichend zu kühlen. Der Körper Betroffener trocknet aus, es droht das Risiko eines Hitzschlags. Der Fachbegriff lautet Hyperthermie. Hyperthermie ist gefährlich, weil sich bei extrem hohen Körpertemperaturen Muskeleiweiß auflöst. Das kann Nierenversagen bis hin zum Multiorganversagen nach sich ziehen.
Auch wenn Betroffene Wasser trinken, ist die Gefahr nicht gebannt. Beim Schwitzen verliert der Körper Salze wie Natriumchlorid, das in gelöster Form als Elektrolyt bezeichnet wird. Normales Wasser kann den Mangel an Elektrolyten nicht ausgleichen. Wird viel Wasser getrunken, sinkt die Konzentration an Elektrolyten im Körper immer weiter. Im Extremfall droht eine Wasservergiftung, die in der Fachsprache als Hyponatriämie bezeichnet wird.
Eine akute Hyponatriämie muss schnell behandelt werden, da sich daraus ein Hirnödem bilden kann. Das ist eine Schwellung im Gehirn, die unbehandelt lebensbedrohlich ist. In der Vergangenheit gab es bereits Fälle, in denen Ecstasykonsumierende an Hyponatriämie gestorben sind.
Alkohol hat ebenfalls Einfluss auf den Elektrolythaushalt. Etwas zeitversetzt zum Konsum bewirkt Alkohol eine verstärkte Ausschüttung von Vasopressin. Das ist ein Hormon, dessen Funktion dazu führt, dass der Körper weniger Flüssigkeit ausscheidet, also im Körper zurückbehält. Schweißtreibendes Tanzen und ausgiebiges Trinken von Wasser führt so zu einem Absinken der Natriumkonzentration im Körper. Wird ein kritischer Grenzwert unterschritten, kann dies eine akute Hyponatriämie zur Folge haben. In solchen Fällen sind Elektrolytlösungen, die mit Mineralstoffen angereichert sind, die bessere Wahl als reines Wasser.
Laut den Recherchen des Forschungsteams ergibt sich ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher Risikofaktoren. Die negativen Effekte von Alkohol und Ecstasy in Kombination mit verstärkter körperlicher Bewegung und erhöhten Umgebungstemperaturen können einen tödlichen Hitzschlag zur Folge haben oder auch einen lebensbedrohlichen Mangel an Elektrolyten verursachen.
Quelle:
Van Amsterdam, J., Brunt, T. M., Pierce, M. & van den Brink, W. (2021). Hard Boiled: Alcohol Use as a Risk Factor for MDMA-Induced Hyperthermia: a Systematic Review. Neurotoxicity Research, 39, 2120-2133.
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