Home > News > Aktuelle Meldungen > Wer viel Alkohol trinkt, schläft langfristig schlechter
05.07.2023
Wie wirkt sich Alkohol langfristig auf den Schlaf aus? Ein Forschungsteam aus Finnland hat Befragungen einer Zwillingsstudie ausgewertet, die sich über einen Zeitraum von 36 Jahren erstreckte.
Bild: AaronAmat / istockphoto.com
Gähn. Alkohol vor dem Schlafengehen kann müde machen. Manche Menschen greifen daher bewusst zu Alkohol, um besser einschlafen zu können. Denn Alkohol beeinflusst bestimmte Neurotransmitter, die den Schlaf regulieren. Das erleichtert zwar das Einschlafen, allerdingsauf Kosten der Schlafqualität. Unter anderem ist der Tiefschlaf gestört. Unklar war bisher, wie sich Alkohol auf lange Sicht auf unseren Schlaf auswirkt.
Ein Forschungsteam unter der Leitung von Viola Helaakoski von der Universität Helsinki hat sich mit dem Thema befasst. Die Forscherinnen und Forscher hatten dafür Zugriff auf die Daten einer Kohortenstudie mit Zwillingen.
Zwillinge sind für die Forschung besonders interessant. Wenn Menschen mit nahezu identischem Erbgut an einer Studie teilnehmen, lässt sich viel genauer abschätzen, welche Rolle die Gene und welche Rolle die Lebensweise spielen. So auch in dieser Studie.
Bereits 1975, also vor fast 50 Jahren, füllten die Zwillinge zum ersten Mal Fragebögen aus, unter anderem zu ihrem Alkoholkonsum und ihrem Schlafverhalten. Damals waren sie zwischen 18 und 30 Jahre alt. 6, 15 und 36 Jahre später wurden sie erneut befragt. Das Forschungsteam hat die Daten von fast 14.000 Personen ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen: Wer in der vorherigen Befragung angab, viel Alkohol zu trinken, gab in der Folgebefragung eher an, schlecht zu schlafen. Dieser Zusammenhang war in allen Befragungszyklen zu beobachten. Umgekehrt war dies nicht der Fall: Wer angab, schlecht zu schlafen, berichtete in der darauffolgenden Befragung nicht häufiger davon, viel Alkohol zu trinken.
Eine verminderte Schlafqualität zeigte sich schon bei moderatem, aber besonders bei hohem Alkoholkonsum. Moderater Konsum bedeutet, dass Frauen nicht mehr als sieben Gläser Alkohol pro Woche trinken. Für Männer liegt die Grenze bei maximal 14 Gläsern pro Woche. Höhere Konsummengen definierte das Forschungsteam als starken Alkoholkonsum. Auch mindestens einmaliges Rauschtrinken pro Monat wurde als starker Alkoholkonsum definiert.
Ihre Studie könne jedoch nicht belegen, dass Alkohol tatsächlich Schlafstörungen verursacht, geben Helaakoski und ihr Team einschränkend zu bedenken. Viele weitere Dinge können den Schlaf beeinträchtigen. Das Forschungsteam hat allerdings eine Reihe von möglichen Einflussfaktoren, wie die Gene, das Rauchen oder auch die Lebenszufriedenheit berücksichtigt. Dies stützt die These, dass Alkohol selbst die Ursache für Schlafprobleme sein könnte.
Ohnehin steht der Konsum von Alkohol aber mit einer Reihe von gesundheitlichen Risiken in Zusammenhang. So kann Rauschtrinken die Gehirnentwicklung junger Menschen stören. Und schon vergleichsweise moderate Mengen können, wenn sie regelmäßig getrunken werden, langfristig das Krebsrisiko erhöhen.
Quelle:
Helaakoski, V., Kaprio, J., Hublin, C., Ollila, H. M., & Latvala, A. (2022). Alcohol use and poor sleep quality: a longitudinal twin study across 36 years. Sleep advances: a journal of the Sleep Research Society, 3(1), zpac023. https://doi.org/10.1093/sleepadvances/zpac023
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