Warum Männer auf Videospiele abfahren

29.02.2008

Dass besonders Jungen und Männer von Videospielen fasziniert sind, ist bekannt. Doch die genauen Gründe hierfür waren bislang unklar. Allan Reiss und sein Forschungsteam der Universität Stanford in den USA sind der Ursache auf den Grund gegangen. Ihren Ergebnissen zufolge führen Videospiele bei Männern zu einer stärkeren Aktivierung und „Verdrahtung“ der Belohnungszentren im Gehirn als bei Frauen. Das macht Männer auch anfälliger für Computerspielsucht.

Nach Angaben der Autorinnen und Autoren der Studie seien in den USA im Jahre 2005 über 230 Millionen Videospiele über die Ladentheke gegangen. Befragungen hätten ergeben, dass 40 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung an Spielkonsolen oder Computern zocken. Trotz der Popularität von Videospielen sei aber noch wenig bekannt über die Prozesse, die sich im Gehirn abspielen, wenn auf dem Bildschirm geballert und gekämpft wird.

Um die neuronale Aktivität im Gehirn zu untersuchen, hat das Forschungsteam der Universität Stanford 11 Männer und 11 Frauen ein speziell für die Studie entwickeltes Videospiel spielen lassen. Während des Spiels wurde die Gehirnaktivität mit einem bildgebenden Verfahren, der Magnetresonanztomografie, gescannt. Beim Start des Videospiels sahen die Spielerinnen und Spieler kleine Punkte, die sich von rechts nach links bewegten. Durch Klick auf einen Punkt verschwand dieser. War der Punkt zuvor nah genug an einer vertikalen Linie - ohne sie zu berühren - so verschob sich diese nach rechts. Es wurde Raum im linken Bereich gewonnen. Hat ein Punkt die Linie erreicht, verschob sich die Linie nach links. Es wurde Raum verloren.

Den Spielerinnen und Spielern wurde gesagt, dass sie innerhalb von 24 Sekunden so viele Punkte wie möglich anklicken sollen. Ihnen wurde aber nicht mitgeteilt, dass sie Raum gewinnen oder verlieren können. Alle Spielerinnen und Spieler hatten das Grundprinzip des Spiels schnell verstanden und klickten etwa die gleiche Anzahl an Punkten an. Die Männer der Studie konnten aber signifikant mehr Raum gewinnen als die Frauen. Sie hatten schneller begriffen, dass nur die Punkte, die sich bereits nah an der Linie befinden, zu Raumgewinn führen. „Die Männer waren einfach stärker motiviert, Erfolg im Spiel zu haben“, sagte der Studienleiter Allan Reiss.

Die Auswertung der Gehirnscans ergab eine verstärkte Aktivität während des Videospiels in einer bestimmten Gehirnregion, dem mesocorticolimbischen System. Diese Region ist Teil des Belohnungssystems des Gehirns und steht deshalb auch mit der Entwicklung von süchtigem Verhalten in Zusammenhang. Das besondere an den Ergebnissen: Das Gehirn der männlichen Probanden zeigte eine stärkere Aktivierung als das der weiblichen. Das Ausmaß der Aktivierung stand bei den Männern in direktem Zusammenhang mit dem Raumgewinn im Videospiel, bei den Frauen nicht.

Zudem zeigte sich bei den Männern eine stärkere „Verdrahtung“ mit anderen Hirnarealen, die dem Belohnungssystem zugeordnet werden. Je besser die Regionen miteinander verknüpft waren, desto besser waren die Leistungen im Videospiel. Auf der Basis dieser Ergebnisse sei es nicht überraschend, sagt Allan Reiss, dass Männer eher süchtig werden von Videospielen als Frauen.

Der Studienleiter selber sagt aber, dass er nicht überrascht davon sei, dass der Gewinn von Territorium in einem Computerspiel einen stärkeren Reiz für Männer als für Frauen hat. „Man muss kein Genie sein, um herauszufinden, wer in der Geschichte die Eroberer und Tyrannen unserer Spezies sind - es sind die Männer“, sagt Allan Reiss.

Quelle:
Pressemitteilung Universität Stanford


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