Warum Ecstasy-Konsum zu Gedächtnisproblemen führt

11.10.2023

Regelmäßiger Ecstasy-Konsum kann die Merkfähigkeit beeinträchtigen. Veränderungen in der Vernetzung von Hirnarealen könnte die Ursache sein, wie eine aktuelle Studie nahelegt.

Bild: Koldunova_Anna / iStock.com

Fünfzehn Wörter sollten sie sich merken. Klingt nicht nach viel. Aber zwei Stunden und dann noch einmal 24 Stunden später kann schon mal das eine oder andere Wort verloren gehen. Vor allem, wenn den Teilnehmenden der Studie zwischendurch noch andere irrelevante Wortlisten vorgelesen werden.

Bei dem Test ging es darum, das so genannte verbale Gedächtnis auf die Probe zu stellen. Wenn wir uns Wörter merken, erzeugt unser Gehirn dafür eine Art „innere Stimme“. Diese wiederholt die gelernte Information, um sie im Gedächtnis zu verfestigen. Wie gut Ecstasy-Konsumierenden das im Vergleich zu abstinenten Personen gelingt, das haben Studienleiterin Rebecca Coray und ihr Team von der Universität Zürich und der Technischen Universität Dresden untersucht.

Ecstasy-Konsumierende leiden häufiger unter Merkschwierigkeiten

Teilgenommen haben 44 Personen, die regelmäßig Ecstasy konsumierten, und 41 Personen, die auf Ecstasy verzichteten. Mittels Haaranalyse wurden die Selbstangaben überprüft. Beide Gruppen waren mit Blick auf Bildung, verbaler Intelligenz und anderer wichtiger Merkmale vergleichbar. Das Durchschnittsalter betrug 30 Jahre. Nachdem alle Teilnehmenden verschiedene Gedächtnistests absolvierten, wurde ihre Gehirnaktivität mit Hilfe der Magnetresonanztomographie aufgezeichnet und bildhafte Hirnscans erstellt.

Wie in früheren Studien hatten die Ecstasy-Konsumierenden im Vergleich zur abstinenten Kontrollgruppe auch in dieser Studie größere Schwierigkeiten damit, sich die Wörter einer Liste zu merken. Wie sich die Hirnaktivität zwischen den Konsumierenden und der Kontrollgruppe unterscheidet, darüber gaben die Hirnscans Aufschluss.

Teils schwächere, teils stärkere Vernetzung von Hirnarealen

Die schlechteren Testergebnisse in der Ecstasy-Gruppe konnten mit einer veränderten Vernetzung verschiedener Gehirnbereiche in Verbindung gebracht werden. Einige Bereiche waren stärker, andere schwächer vernetzt.

Eine schwächere Vernetzung betraf jene Bereiche, in denen auditive Informationen verarbeitet werden, wie beispielsweise gesprochene Wörter. Dies hatte möglicherweise negativen Einfluss auf die „innere Stimme“, mit der Folge, dass die Personen Schwierigkeiten beim Einspeichern der Wörter in das Langzeitgedächtnis haben.

Andere Bereiche waren bei Ecstasy-Konsumierenden im Vergleich zur Kontrollgruppe hingegen etwas stärker vernetzt. Das Gehirn, so die Interpretation des Forschungsteams, scheint zu versuchen, die durch Ecstasy ausgelösten Defizite durch eine stärkere Vernetzung in anderen Bereichen auszugleichen. Dieser Prozess wird Plastizität genannt. Das ist eine generelle Anpassungsfähigkeit unseres Gehirns, die das Lernen erst möglich macht. Den Testergebnissen zufolge scheinen die Anpassungsversuche des Gehirns die Defizite allerdings nicht vollständig auszugleichen.

Ursache könnte gestörter Serotonin-Stoffwechsel sein

In den schlechter vernetzten Regionen findet sich nach Angaben des Forschungsteams eine erhöhte Dichte an Serotonin-Rezeptoren. Frühere Studien hätten bereits gezeigt, dass Ecstasy die Hirnchemie verändert und dem Gehirn dadurch weniger Serotonin zur Verfügung steht. Zwar könne ihre Studie nicht belegen, dass Ecstasy die Ursache für die schlechtere Vernetzung ist, für die Forscherinnen und Forscher sei es aber plausibel, dass diese Areale sensibel auf den abfallenden Serotoninspiegel reagieren.

 

Quellen:

  • Coray, R. C., Zimmermann, J., Haugg, A., Baumgartner, M. R., Steuer, A. E., Seifritz, E., Stock, A. K., Beste, C., Cole, D. M., & Quednow, B. B. (2023). The functional connectome of 3,4-methyldioxymethamphetamine-related declarative memory impairments. Human brain mapping, 44(15), 5079–5094. https://doi.org/10.1002/hbm.26438
  • Max-Planck-Gesellschaft>Das Gehirn

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