Home > News > Aktuelle Meldungen > Warum Alkohol aggressives Verhalten fördert
13.04.2018
In einer australischen Studie konnte aufgezeigt werden, dass unter dem Einfluss von Alkohol die innere Stimme der Vernunft zu verstummen scheint.
Bild: Lucas1989 / photocase.de
Alkohol allein macht noch nicht aggressiv. Zweifelsohne kann Alkohol aber aggressives Verhalten anfeuern. So wird ein hoher Anteil an Gewalttaten unter dem Einfluss von Alkohol begangen. Die enthemmende Wirkung von Alkohol dürfte hieran ihren Anteil haben. Studienleiter Thomas Denson und sein Team haben mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens untersucht, was im Gehirn passiert, wenn Testpersonen alkoholisiert sind und zu aggressivem Verhalten provoziert werden.
An dem Experiment haben 50 junge Männer teilgenommen, die zufällig auf zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Ein Gruppe bekam Alkohol zu trinken, die andere ein alkoholfreies Placebogetränk. Die Teilnehmer wussten nicht, welcher Gruppe sie zugewiesen wurden. Die Menge Alkohol war so bemessen, dass die Männer eine Blutalkoholkonzentration von etwa 0,5 Promille erreichten.
Anschließend legten sich die Probanden in einen Magnetresonanztomographen (MRT) und absolvierten einen Test, der aggressives Verhalten provoziere sollte. Bei dem Test ging es darum, schneller als ein Gegner auf eine Taste zu drücken, wenn ein Objekt auf dem Bildschirm seine Farbe änderte. Wer schneller war, durfte seinen Gegner mit einem lauten Geräusch schocken. Die Lautstärke des Geräuschs konnte vierstufig variiert werden. Den Probanden wurde mitgeteilt, dass sie abwechselnd gegen zwei andere männliche Gegner spielen. In Wirklichkeit traten sie gegen einen Computeralgorithmus an.
Wie durchaus zu erwarten war, neigten die Probanden zur Vergeltung, wählten also höhere Lautstärken, wenn ihr Gegner sie mit hoher Lautstärke beschallte. Hier unterschieden sich die Gruppen nicht. Im MRT-Scan konnte das Forschungsteam allerdings Unterschiede in der Gehirnaktivität erkennen, während die Probanden sich aggressiv verhielten: Alkoholisierte Männer wiesen zu diesem Zeitpunkt eine insgesamt verminderte Aktivität im so genannten präfrontalen Cortex auf.
Der präfrontale Cortex gilt als Stimme der Vernunft, die impulsiv-aggressives Verhalten ausbremst. Eine verminderte Aktivität spricht für eine Schwächung dieser kontrollierenden Instanz. Bei genauerer Betrachtung war jedoch nicht der gesamte präfrontale Cortex gedämpft. Regionen, die als dorsolateral und dorsomedial bezeichnet werden, zeigten eine verstärkte Aktivität, wenn die Probanden aggressiv handelten und alkoholisiert waren. Bei nicht-alkoholisierten Männern war dieser Zusammenhang nicht zu beobachten.
Nach Einschätzung des Forschungsteams gibt es Hinweise aus früheren Studien, denen zufolge der dorsomediale Bereich zuständig ist für die Verarbeitung provozierender Signale. Verstärkte Aktivität in dieser Region spreche dafür, dass die Person sich auf provozierende Signale fokussiert und nicht mehr zwischen verschiedenen Handlungsoptionen abwägt.
Die Ergebnisse würden somit bisherige Annahmen zu alkoholbedingtem aggressivem Verhalten bestätigen. Denn es habe den Anschein, dass unter dem Einfluss von Alkohol die Funktion des präfrontalen Cortex insgesamt gestört wird. Dies könne zum Verlust der Selbstkontrolle führen, was aggressives Verhalten wahrscheinlicher macht.
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