Viele Kiffer trinken zu viel Alkohol

31.07.2009

Dreieckige Schilder mit Cannabisblatt

Bild: www.pixelio.de / Gerd Altmann

Ein internationales Forschungsteam untersuchte die Konsummuster von Cannabiskonsumierenden an einer großen Stichprobe junger Menschen aus München und dem Münchner Umland. Die meisten Personen betreiben demnach einen unproblematischen Cannabiskonsum. Doch ein nicht unbeträchtlicher Anteil entwickelt später einen missbräuchlichen Konsum - besonders mit Alkohol.

Hans-Ulrich Wittchen und Silke Behrend von der Technischen Universität Dresden die psychische Gesundheit von rund 3.000 zufällig ausgewählten jungen Menschen aus München und dem Münchner Umland. Dabei erstellten sie eine Art Typologie von Cannabiskonsumierenden, um der Frage nachzugehen, ob und welche unterschiedlichen Problemprofile sich ausmachen lassen.

In ihrer Analyse berücksichtigten sie eine Teilstichprobe von 1.089 Personen, die zu irgendeinem Zeitpunkt der Studie mindesten 5-mal Cannabis oder eine andere illegale Droge konsumiert hatten. Zum Ende der Studie waren die Personen zwischen 21 und 34 Jahre alt. Innerhalb der 10 Jahre wurden sie mehrmals umfangreich zu ihrem Konsum psychoaktiver Substanzen sowie zu ihrem psychischen Befinden befragt. Mit Hilfe einer speziellen statistischen Analyse wurden aus der Vielzahl an erhobenen Merkmalen Gruppen gebildet, mit dem Ziel, verschiedene „Typen“ von Cannabiskonsumierenden zu definieren.

Salopp formuliert wäre die Quintessenz: Kiffen ist nicht gleich kiffen. Denn es zeigten sich vier gut voneinander unterscheidbare Typen von Cannabiskonsumierenden, mit je unterschiedlichen Problemprofilen.

Gruppe eins, die mit 59 Prozent die größte Gruppe darstellt, hat im Rahmen der 10-Jahresstudie keine Probleme entwickelt, die mit Cannabiskonsum in Zusammenhang stehen. Sprich: Die meisten Cannabiskonsumierenden betreiben einen unproblematischen Konsum. Eine große Minderheit von 41 Prozent hat aber in irgendeiner Form Folgeprobleme entwickelt.

Rund 14 Prozent aller befragten Probandinnen und Probanden werden in Gruppe zwei zusammengefasst. Es sind Cannabiskonsumierende, die in erster Linie ein Alkoholproblem haben. Bis zu 79 Prozent der Personen dieser Gruppe erfüllen die Kriterien für die Diagnose Alkoholmissbrauch. Das heißt, der Alkoholkonsum hat bereits körperliche, psychische oder soziale Folgeprobleme nach sich gezogen. Sie betreiben zwar keinen missbräuchlichen Cannabiskonsum, dennoch lassen sich bei rund 28 Prozent dieser Gruppe psychische Probleme feststellen, die dem Cannabiskonsum zugeschrieben werden.

Die dritte Gruppe, die knapp 18 Prozent aller Befragten umfasst, wird charakterisiert durch Personen, die sowohl die Kriterien für Cannabismissbrauch als auch Alkoholmissbrauch erfüllen. Das bedeutet, beide Substanzen haben bereits Folgeschäden verursacht. Nach Angaben der Autorinnen und Autoren sei das herausstechende Merkmal dieser Gruppe, dass 85 Prozent Gewaltprobleme oder ein anderes delinquentes Verhalten zeigen würden.

Die vierte und kleinste Gruppe umfasst rund 9 Prozent der jungen Erwachsenen aus dem Raum München. Sie ist gekennzeichnet durch ein umfangreiches Problemprofil als Resultat ihres Cannabiskonsums. 83 Prozent sind cannabisabhängig. 59 Prozent haben zwei oder mehr psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder psychotische Probleme.

Die Analysen zeigen weiterhin, dass die Personen der „Problemgruppen“ früher in den Cannabiskonsum eingestiegen sind als die „Unproblematischen“ der ersten Gruppe. Sowohl der Alkoholkonsum als auch die Nikotinabhängigkeit sind deutlich stärker in den „Problemgruppen“ verbreitet. Die Cannabisabhängigkeit sei besonders stark ausgeprägt, wenn die Person auch von Nikotin abhängig ist.

In ihrer Schlussfolgerung betonen die Autorinnen und Autoren der Studie, dass es unterschiedliche Profile bei problematischen Cannabiskonsummustern gibt. Für Cannabiskonsumierende, die sich in Behandlung begeben, sei es daher notwendig, dass sie auch ihren weiteren Substanzkonsum, besonders den von Alkohol und Nikotin sowie ihre psychischen Probleme bearbeiten, die mit dem Konsummuster in Zusammenhang stehen. Möglicherweise seien unterschiedliche Behandlungsansätze notwendig, je nachdem, welcher Problemgruppe die Person am besten zuzuordnen ist.

Quelle:
Wittchen, H.-U., Behrendt, S., Höfler, M., Perkonigg, A., Rehm, J., Lieb, R. & Beesdo, K. (2009). A typology of cannabis-related problems among idividuals with repeated illegal drug use in the first three decades of life: Evidence for heterogenetiy and different treatment needs. Drug and Alcohol Dependence, 102, 151-157. Abstract


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