Unbewusstes Trinken

01.08.2014

Alkohol wird oft in Gesellschaft anderer Menschen getrunken. Wie viel und was man in solchen Situationen konsumiert, wird allerdings nicht immer bewusst entschieden. Eine experimentelle Studie zeigt: Das eigene Trinkverhalten wird meist unbemerkt vom Gegenüber beeinflusst.

Jugendlicher steht vor alter Tapete trinkt aus einem Glas und hält sich die Hand vor Augen

Bild: madochab / photocase.com

„Möchten Sie etwas trinken?“ Es gab Bier, Wein, einen Wodka-Longdrink und nicht-alkoholische Getränke zur Auswahl. Eher beiläufig wurde den Probandinnen und Probanden eines Experiments etwas zu trinken angeboten. Was sie nicht wussten: Ihre Entscheidung wurde vom Forschungsteam der Universität Liverpool genau protokolliert. Denn im Rahmen des Experimentes sollte überprüft werden, wie das Trinkverhalten in sozialen Situationen beeinflusst wird. An der Universität wurde zu dieser Art von Experimenten eigens ein Labor in eine Bar umgebaut.

Abgesprochene Entscheidung

Studienleiter Eric Robinson und sein Team hatten 46 Paare zum Experiment eingeladen. Das konnten Freundinnen, Freunde oder Ehe- und Lebenspartner im Alter zwischen 19 und 60 Jahren sein. Das Forschungsteam gab vor, Versuchspersonen für eine Studie zu suchen, in der es um soziale Problemlösesituationen geht.

Jeweils eine Person eines Paares wurde jedoch vorher in das eigentliche Vorhaben eingeweiht. Die „verbündete“ Person hatte die Aufgabe, sich konsequent für oder gegen alkoholische Getränke zu entscheiden, sich aber nichts anmerken zu lassen. Hinter der Bar stand eine Barkeeperin, die zur Versuchsleitung gehörte. Sie fragte immer die eingeweihte Person zuerst nach ihrem Getränkewunsch.

Wie erwartet war der Alkoholkonsum in der Gruppe, in der die eingeweihte Person Alkohol trank, deutlich erhöht. Bestellte der Partner oder die Partnerin Alkohol, orderten 80 Prozent der nicht eingeweihten Versuchspersonen ebenfalls Alkohol. In der alkoholfreien Gruppe waren es nur 30 Prozent der echten Versuchspersonen, die sich für Alkohol entschieden. Bemerkenswert ist, dass 81 Prozent der Probandinnen und Probanden sich keiner Beeinflussung bewusst waren.

Indikator für angemessenes Verhalten

Eric Robinson und sein Team vermuten, dass die Entscheidung anderer Menschen, insbesondere von Freunden und Bekannten, ein wichtiger Indikator für angemessenes Verhalten ist - vor allem in eher ungewöhnlichen Situationen. Wenn also der Partner oder die Partnerin Alkohol bestellt, scheint es in dieser Situation offenbar in Ordnung zu sein. Die Entscheidung für oder gegen Alkohol könnte zudem auch nachgeahmt werden, um zu gefallen oder um nicht negativ aufzufallen. Wie das Experiment zeigt, erfolgt dieses soziale Verhalten häufig sogar unbewusst.

Die genauen Mechanismen konnten Robinson und sein Team zwar nicht identifizieren. Jedoch zeigt die Studie, dass der beobachtete Effekt vor allem für Personen problematisch sein könnte, die ihren Alkoholkonsum reduzieren möchten. Dann ist es hilfreich, sich darauf vorzubereiten, Alkohol auch mal bewusst abzulehnen.  

Quellen:

  


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