Home > News > Aktuelle Meldungen > Tod nach wiederholtem Erbrechen durch Cannabiskonsum
01.12.2021
Ein Ärzteteam aus Kanada hat den Fall einer 22-Jährigen beschrieben, die an einem Herzstillstand verstorben ist. Das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom wird als möglicher Grund genannt.
Bild: David-W- / photocase.de
Ihr Herz schlug nur noch langsam, als sie in die Notaufnahme eingeliefert wurde. In der Klinik wurde ein gefährlich verringerter Kaliumspiegel bei der 22-Jährigen festgestellt. Kalium ist ein Elektrolyt, das unter anderem die Erregbarkeit der Muskelzellen beeinflusst. Ein zu niedriger Kaliumspiegel schwächt die glatte Muskulatur und kann lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
Trotz der Behandlung mit einer Elektrolytlösung und verschiedenen Medikamenten erlitt die 22-Jährige einige Stunden nach ihrer Einlieferung einen Herzstillstand. Das Ärzteteam leitete zwar Wiederbelebungsmaßnahmen ein, ihr Gehirn war aber bereits nachhaltig geschädigt. Vier Tage später wurde sie für tot erklärt.
Die 22-Jährige konsumierte seit ihrem 14. Lebensjahr Cannabis. Seit dreieinhalb Jahren litt sie unter wiederkehrenden Brechanfällen. In den sechs Monaten vor ihrem Tod war sie deshalb mehrmals im Krankenhaus. Die Brechattacken kamen monatlich und dauerten jedes Mal etwa eine Woche lang. Aufgrund der Symptomatik geht das behandelnde Ärzteteam davon aus, dass die Patientin unter dem Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom litt, das durch wiederkehrende Brechanfälle gekennzeichnet ist. Durch das starke Erbrechen könne der Elektrolythaushalt entgleisen und Herzrhythmusstörungen verursachen.
Bei jeder Behandlung bekam die junge Patientin Medikamente und den Rat, ihren Cannabiskonsum einzustellen. Bei einer dieser Behandlungen habe sie angegeben, schon einmal über drei Monate auf Cannabis verzichtet zu haben. Weil das Erbrechen dennoch weiter aufgetreten sei, habe sie wieder angefangen zu kiffen.
Die Patientin wies noch weitere Risikofaktoren auf. So hatte sie Medikamente erhalten, die ebenfalls das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen können. Das Ärzteteam hatte auch ein genetisches Risiko für bestimmte Herzleiden bei der 22-Jährigen nachgewiesen. Jedoch lasse sich nicht genau bestimmen, in welchen Maße welcher Risikofaktor maßgeblich den Herzstillstand verursacht hat. Denkbar sei ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Risiken, wobei dem Erbrechen und dem nachfolgenden Kaliummangel aber eine entscheidende Rolle zukomme.
2004 wurde in der Forschungsliteratur erstmals über das Cannabinoid-Hyperemesis-Syndrom berichtet. Die genaue Ursache der Brechattacken ist noch unklar. Vermutet wird, dass langjähriger Cannabiskonsum über das Endocannabinoid-System Einfluss nimmt auf den hormonellen Regelkreis, der unter anderem die Verdauung steuert.
Eine gezielt wirksame medikamentöse Therapie gibt es bislang nicht. Wichtige Voraussetzung für die Genesung ist der Ausstieg aus dem Cannabiskonsum. Eine Mindestdauer von drei Monaten wird in diesem Zusammenhang genannt, weil sich Cannabis bei Dauerkonsum im Fettgewebe einlagert und lange braucht, um von dort abgebaut zu werden.
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