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28.02.2014
Ein deutsches Forschungsteam hat zwei Fallbeispiele veröffentlicht, in denen Cannabiskonsum als Todesursache vermutet wird.
Bild: ***jojo / photocase.com
Ein 23-Jähriger bricht in der Öffentlichkeit plötzlich zusammen. 40 Minuten lang versuchen Helfer, den jungen Mann wiederzubeleben, vergeblich. Ein 28-Jähriger wird von seiner Freundin tot aufgefunden. Neben dem leblosen Körper liegen ein Aschenbecher, Zigarettenpapier und eine Plastiktüte mit Marihuana.
In beiden Fällen wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, um die Todesursache zu ermitteln. „Alles, was man derzeit machen kann, haben wir gemacht“, erläutert Studienleiter Benno Hartung in einem Interview mit RP-Online.
Den Untersuchungen zufolge seien beide Männer zuvor kerngesund gewesen und hätten keine genetische Vorbelastung für Herzerkrankungen gehabt. Der 23-Jährige habe aber einen vergrößerten Herzmuskel gehabt und erste Anzeichen von Arteriosklerose in den großen Herzgefäßen gezeigt, was das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhe. Letztlich kam das Forschungsteam im Ausschlussverfahren zu der Feststellung, dass nur noch Cannabis als Ursache übrig bleibe. Beide Männer waren zum Zeitpunkt ihres Todes akut bekifft. „Man weiß nicht, woran man stirbt bei Cannabis-Konsum. Die einzige logische Erklärung ist, dass man Herzrhythmusstörungen bekommt“, erklärt Hartung.
Nach Angaben von Hartung und seinem Team seien dies die ersten dokumentierten Todesfälle nach Cannabiskonsum, in denen systematisch nach der Todesursache gefahndet wurde. Zwar habe es bereits zuvor Fallberichte gegeben, in denen Cannabis als Todesursache vermutet wurde. Dabei seien aber keine umfangreichen Screenings vorgenommen worden.
Bekannt ist, dass der Herzschlag durch Cannabis beschleunigt wird und den Blutdruck erhöht. Einer US-amerikanischen Studie zufolge sei das Herzinfarktrisiko in der ersten Stunde nach dem Konsum um das 4,8-fache erhöht. Bislang fehlte aber noch ein direkter Nachweis, dass Kiffen tatsächlich die Ursache für einen Herzinfarkt sein kann.
Michael Tsokos, Leiter der Rechtsmedizin der Berliner Charitè, sieht die Schlussfolgerung von Hartung und seinem Team jedoch kritisch. Er habe sich die Fallstudie angeschaut und sagte gegenüber Zeit Online: „Aus ihnen geht hervor, dass der 23-jährige Verstorbene schwer am Herzen vorerkrankt war. Hätte er nicht zufällig am Tag vor seinem Tod Cannabis geraucht, wäre ein Zusammenhang mit seinem Tod gar nicht hergestellt worden.“ Im Falle des 28-Jährigen könne es ebenfalls reiner Zufall sein, dass er zuvor gekifft hat, sagt Tsokos. Seiner Erfahrung nach gäbe es vereinzelt immer wieder Fälle, in denen die Todesursache unklar ist. „Cannabis als Ursache zu vermuten, ist für mich eine Verlegenheitsdiagnose.“
Auch Hartung und sein Team geben in ihrem im Fachmagazin Circulation veröffentlichten Artikel zu bedenken, dass das Risiko für junge Menschen, an Herzrhythmusstörungen zu sterben, sehr gering sei. Dennoch rät Hartung insbesondere jenen jungen Menschen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen haben, davon ab, Cannabis zu konsumieren.
Für den Forscher Hartung stelle sich jetzt die Frage, welche Gruppe von Personen unter den Cannabiskonsumierenden das Risiko trägt, Herzrhythmusstörungen zu erleiden, obwohl genetisch keine Vorerkrankungen vorliegt. Denn solange dies nicht bekannt sei, könne es jeden treffen, sagt Hartung in einem Interview mit der WAZ.
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