Synthetische Cannabinoide lösen möglicherweise Herzinfarkt aus

22.09.2017

Die Wirkung von synthetischen Cannabinoiden ist meist um ein Vielfaches stärken als pflanzliche Cannabisprodukte. Fallberichte legen den Verdacht nahe, dass synthetische Cannabinoide einen Herzinfarkt auslösen können.

Bewusstloser Mann liegt auf dem Boden

Bild: pixelaway / photocase.com

Ein Herzinfarkt ist ein akut lebensbedrohliches Ereignis. Junge Menschen bekommen normalerweise sehr selten einen Herzinfarkt. Der Konsum von synthetischen Cannabinoiden könnte das Risiko für einen Herzinfarkt allerdings auch bei jungen Menschen erhöhen. In einigen Fallberichten der letzten Jahre wurde dieser Zusammenhang hergestellt.

Spice geraucht

Jüngst wurden drei neue Fälle in einem Artikel veröffentlicht. In einem Fall klagte ein 26-jähriger Mann über Schmerzen in der Brust. Eine medizinische Untersuchung offenbarte den Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Bei einem Verschluss drohen die vom Herzkranzgefäß versorgten Bereiche des Herzmuskels abzusterben. Durch eine umgehende operative Entfernung der Verstopfung konnte der Blutfluss jedoch wieder hergestellt werden. Nach ein paar Tagen konnte der Mann das Krankenhaus verlassen. Er gab an, zwei Stunden vor den ersten Symptomen Spice geraucht zu haben. Spice ist eine Kräutermischung, die mit synthetischen Cannabinoiden getränkt ist.

Da der Mann keine weiteren Risikofaktoren für einen Herzinfarkt aufwies, vermuten die Autorinnen und Autoren des Fallberichts, dass die konsumierten synthetischen Cannabinoide für den Vorfall verantwortlich sind. In den anderen beiden Fällen hatten die Betroffenen ebenfalls wenige Stunden vor dem Herzinfarkt Spice geraucht.

Erklärungsversuche

Eine eindeutige Aussage, dass synthetische Cannabinoide verantwortlich sind für einen Herzinfarkt, ist auf der Basis von Fallberichten zwar nicht zulässig, das Autorenteam stellt aber Vermutungen über mögliche Zusammenhänge an.

So sei bekannt, dass Cannabis den Herzschlag um bis zu 100 Prozent erhöhen kann. Die Zunahme des Herzschlags geht auch mit einem höheren Sauerstoffbedarf einher. Wenn bereits eine leichte Verengung der Gefäße vorliegt, könnte dadurch die Schwelle für eine Angina pectoris sinken, zumal synthetische Cannabinoide noch stärker wirken als Cannabis. Bei Angina pectoris handelt es sich um anfallsartige Brustschmerzen, die aufgrund von Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße ausgelöst werden.

Denkbar sei auch, dass synthetische Cannabinoide die Ablösung von Plaque fördern. Plaque sind Ablagerungen an den Gefäßwänden, die sich verklumpen und ablösen können. Wandert so eine Verklumpung bis zum Herzen, können die Gefäße verstopfen und so einen Herzinfarkt verursachen.

Generell höhere Risiken durch synthetische Cannabinoide

Die genannten Mechanismen sind bislang aber spekulativ. Dennoch ist davon auszugehen, dass synthetische Cannabinoide angesichts der teils starken Wirkung auch ein höheres gesundheitliches Risiko als Haschisch und Marihuana nach sich ziehen. So konnten Studien aufzeigen, dass der Konsum von synthetischen Cannabinoiden mit erhöhten akuten Risiken einhergeht. Nicht nur ist das Risiko für Psychose erhöht, sondern auch die Gefahr eines akuten Nierenversagens.


Quelle:
Ul Haq, E., Shafig, A., Khan, A. A., Awan, A. A., Ezad, S., Minteer, W. J. & Omar, B. (2017). (Spice) (Synthetic Marijuana) Induced Acute Myocardial Infarction: A Case Series. Case Reports in Cardiology, 2017, 9252463.


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