Suizidale Gedanken auf Ibiza

02.06.2021

Können Drogen das Suizidrisiko erhöhen? Eine Studie mit Personen, die auf der Partyinsel Ibiza wegen ihres Drogenkonsums im Krankenhaus behandelt wurden, legt diesen Schluss nahe.

Bild: 2Design / photocase.de

Wenn junge Menschen sterben, haben sie ihren Tod vergleichsweise häufig vorsätzlich herbeigeführt. Neben Unfällen sind mutwillige Selbstbeschädigungen die zweithäufigste Todesursache unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Konsum von Drogen gilt seit Längerem als Risiko für eine erhöhte Suizidalität. Unter dem Begriff Suizidalität werden Handlungen, aber auch Gedanken zusammengefasst, die darauf ausgerichtet sind, den eigenen Tod herbeizuführen. In einer Studie hat sich ein Forschungsteam mit der Frage befasst, ob eine erhöhte Suizidalität auch bei Personen besteht, die Drogen zum Partyfeiern nehmen.

Dazu haben Studienleiter Domenico De Berardis und sein Team Befragungen auf der spanischen Insel Ibiza durchgeführt. Ibiza gilt als ein „Hotspot“ fürs Partypublikum. In den Sommermonaten von 2015 bis 2019 hat das Forschungsteam Personen interviewt, die aufgrund ihres Drogenkonsums in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhaus auf Ibiza behandelt wurden.

Stärkster Zusammenhang mit betäubenden Drogen wie Opioiden

110 Personen haben sich an den Befragungen beteiligt. Immerhin 35 Prozent, also etwa jede dritte Person, beschäftigte sich gedanklich mit Suizid. Bei 18 Prozent der Befragten deuteten die Auskünfte der Betroffenen auf ein erhebliches Suizidrisiko hin. Die meisten der Befragten konsumierten mehr als eine Droge. Am häufigsten vertreten waren Stimulanzien wie Kokain oder Amphetamine. Bei genauer Betrachtung zeigte sich der stärkste Zusammenhang mit Suizidalität allerdings bei Personen, die betäubende Drogen wie Opioide oder Benzodiazepine konsumierten.

Die Befragungen ergaben keine Anzeichen, dass psychiatrische Erkrankungen gehäuft bei Personen vorkommen, die eine Suizidgefährdung aufweisen. Daher geht das Forschungsteam davon aus, dass dem Drogenkonsum eine unabhängige Rolle bei erhöhter Suizidalität zukommt, sprich: Die Drogenwirkung selbst könnte das Risiko für suizidales Verhalten oder Gedanken an Suizid erhöhen. Die Ergebnisse würden nach Einschätzung der Forscherinnen und Forscher dafürsprechen, dass erhöhte Impulsivität und der durch Drogen hervorgerufene Kontrollverlust maßgeblich an dem erhöhten Suizidrisiko beteiligt sind.

Hilfe bei Notlagen

Auch wenn Impulsivität das Risiko für Suizid erhöht, meist ist der Weg zum Suizid kein abrupter, sondern nur der Endpunkt einer Kette von negativen Entwicklungen. Häufig gehen persönliche Krisen voraus, die sich so weit verschlimmern, bis der Gedanke an den Tod immer mehr zunimmt und konkreter wird. Unter dem Einfluss von Drogen könnte dann jedoch ein fataler Impuls ausgelöst werden.

Bei Notlagen oder seelischen Problemen ist es daher ratsam, sich möglichst frühzeitig einem anderen Menschen anzuvertrauen oder professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Unter anderem gibt es folgende Beratungsmöglichkeiten:

  • Das Kinder- und Jugendtelefon vom Verein „Nummer gegen Kummer e. V.“ steht unter der 116 111 montags bis samstags von 14-20 Uhr kostenlos zur Verfügung.
  • Die Telefon-Seelsorge ist rund um die Uhr kostenlos unter der 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar.
  • Darüber hinaus kann auch die Online-Beratung von drugcom.de bei persönlichen Fragen und Problemen genutzt werden.

 

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