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13.08.2010
Kokain gilt als Droge mit hohem Abhängigkeitspotential. Doch nicht jeder Mensch, der Kokain konsumiert, erliegt der Droge gleichermaßen. Ein Team des Scripps Research Instituts im US-Bundesstaat Florida hat in Versuchen mit Ratten herausgefunden, dass so genannte Mikro-RNAs die Entwicklung einer Abhängigkeit beeinflussen können.
Bild: claudiaarndt / photocase.com
Warum sind manche Menschen anfälliger für eine Kokainabhängigkeit als andere, fragte sich ein Forschungsteam vom Scripps Research Institute in den USA. Studienleiter Paul Kenny und sein Team gingen im Tierexperiment dieser Frage nach. Sie teilten die Nagetiere in drei Gruppen auf: Die erste Gruppe konnte täglich etwa sechs Stunden lang Kokain konsumieren. In der zweiten Gruppe wurde der Konsum auf eine Stunde täglich begrenzt. Die Nager der letzten Gruppe durften kein Kokain konsumieren. Auf zellulärer Ebene ließ sich anschließend im Gehirn der Nager nachweisen, dass der Wert für die so genannte Mikro-RNA-212 bei den Tieren, die am meisten Zugang zu Kokain hatten, etwa doppelt so hoch war wie bei den Ratten der Vergleichsgruppen. Der Level an Mikro-RNA-212 steigt offenbar mit dem Konsum.
Um zu überprüfen, welche Funktion die Mikro-RNA-212 bei Kokainkonsum hat, verstärkte das Forschungsteam bei einer Gruppe von Ratten die Aktivität dieser Substanz durch einen speziellen Virus. Bei einer anderen Gruppe wurde die Mikro-RNA hingegen deaktiviert. Es zeigte sich, dass der Kokainkonsum der Ratten abnahm, wenn die Produktion von Mikro-RNA-212 verstärkt wurde. Die Tiere hätten sogar eine Abneigung gegen Kokain entwickelt. Bei Deaktivierung der Mikro-RNA-212 verfielen die Ratten hingegen vollständig dem süchtigen Verhalten. „Mikro-RNA-212 ist somit ein Schutzfaktor, der dem Kontrollverlust beim Konsum einer Droge entgegenwirkt“, schlussfolgert Paul Kenny.
Mikro-RNAs übernehmen eine wichtige Funktion beim Ablesen der Informationen aus der DNA. Das Ablesen erfolgt über die Boten-RNA, die gewissermaßen den Bauplan enthält, aus denen die Proteine in unserem Körper hergestellt werden. Mikro-RNA steuern die Aktivität der Boten-RNA. Biochemiker betrachten die Mikro-RNA deswegen als so genannte „Master-Regulatoren“ mit übergeordneten Funktionen in den Zellen.
Die Forscherinnen und Forscher des Instituts hoffen nun, dass sich diese Erkenntnisse auch auf den Menschen übertragen lassen. Ausgehend von den gefundenen Ergebnissen sollen dann Medikamente entwickelt werden, mit denen die Produktion der Mikro-RNA´s gezielt gesteuert werden kann. Solche Medikamente könnten zukünftig zur Behandlung von Suchterkrankungen eingesetzt werden. Offen bleibt allerdings noch, ob die beobachteten Effekte nur für Kokain gelten oder ob Suchtverhalten auch bei anderen Substanzen ähnlich gesteuert wird.
Quellen:
Pressemitteilung The Scripps Research Institute (7.7.2010)
Hollander, J. A., Im, H. I., Amelio, A. L., Kocerha, J., Bali, P., Lu, Q., Willoughby, D., Wahlestedt, C., Conkright, M. D. and Kenny, P. J. (2010). Striatal microRNA controls cocaine intake through CREB signaling. Nature, 466, 197-202.
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