Studie entschlüsselt die "belohnende" Wirkung von Alkohol

05.04.2013

Wir wirkt Alkohol? Die Antwort auf diese scheinbar einfache Frage dürfte den meisten Menschen leicht fallen. Doch was genau passiert dabei im Gehirn? Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat herausgefunden, dass körpereigene Opioide hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Mann steht im

Bild: kallejipp / photocase.com

Alkohol hebt die Stimmung, steigert die Kontaktfreudigkeit und lässt so manches Unangenehme vergessen. Zumindest für kurze Zeit. In der nüchternen Sprache der Forschung werden diese Effekte als belohnende Wirkung zusammengefasst. Verantwortlich für die gefühlte Belohnung sind bestimmte chemische Prozesse im Gehirn. Die exakte Wirkung, die hinter der Belohnung steht, war bislang jedoch noch nicht bekannt.

Um die Alkoholwirkung im Gehirn näher zu untersuchen, hat ein US-amerikanisches Forschungsteam unter der Leitung von Jennifer Mitchell 25 Personen nach der Intensität ihres Alkoholkonsums in zwei Gruppen eingeteilt: Zwischen 10 und 16 alkoholischen Getränken pro Woche bei Frauen und 14 bis 20 Drinks bei Männern wurde als starker Alkoholkonsum definiert. 13 Personen erfüllten diese Kriterien. Die Kontrollgruppe bestand aus 12 Personen und trank üblicherweise weniger als 5 (Frauen) bzw. 7 (Männer) Gläser Alkohol pro Woche. Keiner der Beteiligten wies eine Alkoholabhängigkeit auf. Das Durchschnittsalter in beiden Gruppen betrug 26 Jahre.

Mit Hilfe eines speziellen bildgebenden Verfahrens, der Positronen-Emissions-Tomographie, wurde ermittelt, wo im Gehirn und an welchen Rezeptoren Alkohol seine Wirkung entfaltet. Beide Gruppen hatten zuvor exakt die gleiche Menge Alkohol zu trinken bekommen.

Erhöhte Endorphinausschüttung

Nach Angaben des Forschungsteams konnten sie erstmals nachweisen, dass Alkohol zu einer vermehrten Ausschüttung von endogenen Opioiden in zwei Hirnarealen führt, die für das Belohnungssystem eine wichtige Rolle spielen. Endogene Opioide bzw. Endorphine sind körpereigene chemische Substanzen, die eine ähnliche Wirkung entfalten wie pflanzliche oder künstlich hergestellte Opioide.

Dieser Effekt konnte bei allen Versuchspersonen beobachtet werden. Bei Personen mit starkem Alkoholkonsum wurden allerdings mehr Endorphine ausgeschüttet, und sie verspürten auch eine stärkere Alkoholwirkung als die Kontrollgruppe.

Die unterschiedlichen Reaktionen im Gehirn können eine Erklärung dafür sein, warum manche Menschen stärker zu Alkoholkonsum neigen als andere, erläutert Jennifer Mitchell. „Die stärker ausgeprägte belohnende Wirkung könnte sie dazu verleiten, mehr zu trinken.“

Das Forschungsteam konnte zudem nachweisen, dass die belohnende Wirkung von Alkohol durch einen bestimmten Rezeptortyp ausgelöst wird. Dies eröffne die Möglichkeit, neue Medikamente zu entwickeln, die exakt an diesem Rezeptortyp binden. Zwar gäbe es bereits Medikamente wie Naltrexon. Das Mittel besetzt aber mehrere Opioid-Rezeptortypen. Dies habe unangenehme Nebenwirkungen zur Folge, die dazu führen, dass das Medikament oftmals abgesetzt wird.

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