Sport verringert Abhängigkeitsrisiko

23.03.2012

Bekannt ist, dass eine regelmäßige körperliche Ertüchtigung den Suchtdruck mindern kann und damit den Ausstieg aus dem Drogenkonsum unterstützt. Im Tierexperiment hat ein Forschungsteam nachweisen können, dass Sport schon im Vorfeld das Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung verringern kann.

Frau joggt früh am Morgen auf der Straße mit der tief stehenden Sonne im Hintergrund

Bild: nycshooter / istockphoto.com

Sport hält nicht nur fit und gesund, sondern kann beispielsweise auch Entzugserscheinungen bei einer Drogenabhängigkeit lindern. Mark Smith und Elisabeth Pitts vom Davidson College in North Carolina in den USA wollten wissen, ob Sport auch eine präventive Wirkung hat. Sie untersuchten, ob körperliche Ertüchtigung hilft, den Übergang vom gelegentlichen zum regelmäßigen Substanzkonsum zu verhindern.

Das Team führte hierzu eine tierexperimentelle Studie durch. 46 Ratten wurden per Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt: Während die Tiere der ersten Gruppe ein Laufrad in ihrem Käfig nutzen konnten, blieb der zweiten Gruppe diese Möglichkeit vorenthalten. Sie wurden gewissermaßen zur körperlichen Inaktivität gezwungen.

Zusatzkick bei Tastendruck

Nach einer Eingewöhnungszeit von sechs Wochen, in der die Tiere der ersten Gruppe immer öfter ihr Laufrad nutzten, begann die eigentliche Versuchsreihe. Die Ratten wurden über einen Zeitraum von 15 Tagen jeden Tag für zwei Stunden in einen Versuchskäfig gesetzt. Dort wurde ihnen zu Beginn jeder Sitzung über einen Katheder eine Kokainlösung verabreicht. Die Tiere hatten dann die Möglichkeit, sich per Tastendruck einen Zusatzkick in Form einer weiteren Kokaindosis zu verschaffen. Wenn eine Ratte diese Taste mindestens 12-mal am Tag an zwei aufeinander folgenden Tagen gedrückt hatte, ging das Forschungsteam davon aus, dass der Kokainkonsum zur Gewohnheit geworden ist.

Kokain wird ein hohes Abhängigkeitspotential zugesprochen, weil es die Dopaminausschüttung im Belohnungssystem des Gehirns anregt und vergleichsweise schnell dazu führt, dass der Konsum zur Gewohnheit wird. Auch die Laborratten haben sich schnell daran gewöhnt, sich die Droge per Tastendruck zu verabreichen. Allerdings zeigten sich deutliche Gruppenunterschiede bei den Tieren.

Sport-Ratten konsumieren weniger Kokain

Ratten, die Zugang zum Laufrad hatten, drückten im Verglich zu den inaktiven Artgenossen nur rund halb so oft die Kokain-Taste. Zudem machten sie den Konsum deutlich später zur Gewohnheit. Das Kriterium für gewohnheitsmäßigen Konsum stellte sich im Schnitt erst nach 12 Tagen ein -rund drei Tage später als bei den Versuchstieren, die keinen Zugang zum Laufrad hatten. An allen Tagen gaben sich die sportlichen Tiere mit weniger Kokain zufrieden.

Vermutlich seien neurobiologischen Prozesse daran beteiligt, die mit der körperlichen Betätigung einhergehen, erläutert das Forschungsteam in ihrem Fachartikel. So sei bekannt, dass Sport das Belohnungssystem des Gehirns aktivieren kann. Die externe Zufuhr psychoaktiver Substanzen verliere damit möglicherweise an Attraktivität. Es gäbe zudem Hinweise aus anderen Studien, dass körperliches Training die Dichte der Rezeptoren für Dopamin im Gehirn erhöht. Eine erhöhte Rezeptordichte habe wiederum zur Folge, dass Kokain keinen so starken belohnenden Effekt mehr hat.

Nach Aussage des Autorenteams sei ihre Studie ein Beleg dafür, dass körperliche Betätigung eine effektive Methode der Prävention bei Drogenkonsum sein kann.

Quelle:
Smith, M. A. & Pitts, E. G. (2011). Access to a running wheel inhibits the acquisition of cocaine self-administration. Pharmacology, Biochemistry and Behavior, 100, 237-243.


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