Home > News > Aktuelle Meldungen > Schon kleine Unterschiede beim Alkoholkonsum stehen mit Veränderungen der Hirnstruktur in Zusammenhang
27.04.2022
Schon ein Glas mehr am Tag kann einen Unterschied machen. Laut einer aktuellen Studie hinterlassen auch moderate Mengen Alkohol bei regelmäßigem Konsum Spuren im Gehirn.
Bild: tac6 / photocase.de
Auf den Bildern sieht das Gehirn aus, als hätte man es quer durchgeschnitten und aufgeklappt. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) lassen sich Aufnahmen machen, auf denen scheibchenweise die feinen Windungen unseres Denkorgans sichtbar werden. Ein Forschungsteam hat MRT-Aufnahmen einer großen Stichprobe ausgewertet. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass schon vergleichsweise geringe Mengen Alkohol mit einer Reduzierung des Gehirnvolumens in Zusammenhang stehen.
Klar ist, dass Rauschtrinken keine gesunde Sache ist. Einer Studie zufolge kann schon ein Vollrausch Nervenverbindungen schädigen. Doch wie sieht es bei moderatem Konsum aus? Die Empfehlungen für den so genannten risikoarmen Konsum lauten bisher: Maximal ein Glas Alkohol pro Tag für Frauen und zwei Gläser für Männer, bei zusätzlich zwei konsumfreien Tagen in der Woche. Bin ich als Mann auf der sicheren Seite, wenn ich täglich nicht mehr als zwei Gläser Alkohol trinke?
Das Forschungsteam unter der Leitung von Remi Daviet, Gideon Nave und Reagan Wetherill erklärt in einem Fachartikel, dass die bisherige Studienlage nicht ganz eindeutig sei. Dies könne daran liegen, dass die Stichproben bislang eher klein waren. Das Forschungsteam hatte die Gelegenheit, Daten einer großen Kohortenstudie auszuwerten. MRT-Aufnahmen von über 36.000 Personen gingen in die Studie ein. „Die Tatsache, dass wir eine so große Stichprobe haben, ermöglicht es uns, subtile Muster zu erkennen“, erläutert Gideon Nave.
Die Forscherinnen und Forscher haben das Volumen der weißen und grauen Substanz im Gehirn gemessen. Die graue Substanz besteht aus Nervenzellen. Als weiße Substanz werden die Nervenfasern bezeichnet, die Nervenzellen miteinander verbinden.
Schon bei vergleichsweise geringfügen Konsumunterschieden fand das Team Unterschiede in der Gehirnstruktur. Zudem steige das Risiko nicht gleichmäßig mit jedem getrunkenen Glas. Die Ergebnisse legen nahe, dass der Abbau der weißen und grauen Substanz mit steigendem Konsum überproportional zunimmt.
Das Forschungsteam veranschaulicht ihre Ergebnisse am Beispiel einer 50-jährigen Person. Trinkt die Person maximal ein kleines Bier (0,2l) am Tag, würde sich kein messbarer Effekt im Gehirn im Vergleich zu einer alkoholabstinenten Person niederschlagen. Steigert diese Person ihren Konsum aber von zwei auf drei kleine Bier am Tag, sei der Rückgang der weißen und grauen Substanz vergleichbar mit einer Alterung um etwa dreieinhalb Jahre. Der Effekt sei nicht linear. „Es wird schlimmer, je mehr man trinkt“, erklärt Daviet.
Nach Einschätzung des Forschungsteams widersprechen ihre Ergebnisse zumindest in Teilen den bisherigen Empfehlungen für risikoarmes Trinken. Das Geschlecht spielt den Ergebnissen zufolge eine kleinere Rolle als bislang angenommen. Auch für Männer sei es demzufolge sicherer, es bei maximal einem Glas am Tag zu belassen.
Quellen:
Kommentare
Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.