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04.10.2013
Der Volksmund kennt den Begriff „schöntrinken“. Ein französisches Forschungsteam hat festgestellt, dass Personen unter dem Einfluss von Alkohol nicht nur andere attraktiver finden, sondern auch sich selbst. Eine Meinung, die von anderen jedoch nicht geteilt wird.
Bild: Fiebke / photocase.com
Diese Studie hat den Nobelpreis bekommen, genau genommen den Ig-Nobelpreis. Die Harvard Universität verleiht die als Satire zu verstehende Auszeichnung an wissenschaftliche Studien, die „Menschen zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen“. In der Kategorie Psychologie wurde 2013 eine Arbeit ausgezeichnet, die der Frage nachgegangen ist, ob sich die Bewertung der eigenen Attraktivität unter dem Einfluss von Alkohol verändert.
Frühere Studien haben wissenschaftlich nachweisen können, dass alkoholisierte Personen die Gesichter anderer attraktiver finden, wenn sie Alkohol getrunken haben. Der Volksmund kennt diesen Effekt unter dem völlig unwissenschaftlichen Begriff „schöntrinken“. Laurent Bègue und sein Team haben herausgefunden, dass die verzerrte Wahrnehmung auch für die Beurteilung der eigenen Attraktivität gilt. Das durchaus Überraschende an ihrer Studie ist das Ergebnis, dass man für diesen Effekt nicht mal Alkohol braucht. Es reiche aus, zu glauben, man habe Alkohol getrunken.
Für ihre Studie führte das Forschungsteam zwei Experimente durch. Im ersten Experiment nahmen die Besucherinnen und Besucher einer Bar teil. Sie sollten angeben, wie attraktiv sie sich aktuell finden. Der Promillegrad der Befragten wurde mittels Blutprobe gemessen.
Im zweiten Experiment wurden die männlichen Probanden doppelt in die Irre geführt. Ihnen wurde mitgeteilt, sie würden an einem Geschmackstest eines Getränkeherstellers teilnehmen. Ihr Statement über das zu testende Getränk würde im Rahmen eines Werbespots verwendet. Zudem wurde einem Teil der Männer gesagt, dass sie Alkohol bekommen, während in Wahrheit keiner enthalten war. Anderen wurde vermittelt, das Getränk sei nicht-alkoholisch, obwohl sie Alkohol bekamen.
Nach dem Geschmackstest lieferten die Probanden ihr Statement vor laufender Kamera ab. Anschließend mussten sie sich selbst beurteilen und angeben, für wie originell oder witzig sie sich einschätzen. Eine Jury aus Studierenden beurteilte die Originalität der Vortragenden. Keine der beteiligten Personen wusste etwas über den wahren Hintergrund der Studie.
Das erste Experiment bestätigte den Effekt des „Schöntrinkens“: Die selbst eingeschätzte Attraktivität nahm mit ansteigendem Alkoholpegel zu. Im zweiten Experiment fand das Forschungsteam allerdings keinen signifikanten Unterschied zwischen den Selbsteinschätzungen der Personen, die wussten, dass sie Alkohol bekommen haben und jenen, die irrtümlich glaubten, Alkohol bekommen zu haben. Das bedeutet: Es ist unerheblich, ob man Alkohol getrunken hat oder nur glaubt, Alkohol getrunken zu haben. Die selbst wahrgenommene Attraktivität steigt in beiden Fällen.
Der Haken an der Sache: Die unabhängige Jury ließ das kalt. Ob die Vortragenden tatsächlich oder nur scheinbar alkoholisiert waren, hatte keinen Einfluss auf die Beurteilung der gezeigten Performance. „Schöntrinken“ funktioniert also nur in der Vorstellung. Andere Menschen lassen sich dadurch nicht beeindrucken.
Quellen:
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