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13.01.2021
Der Konsum von Kokain erhöht das Risiko für lebensbedrohliche Schäden an der Hauptschlagader. Einer Studie zufolge sind die Betroffenen noch vergleichsweise jung.
Bild: andriano_cz / istockphoto.com
Typisch ist ein plötzlich auftretender Schmerz im Brustbereich. Der Schmerz kann sehr stark sein und als stechend oder reißend empfunden werden. Wenn die innere Wand der Hauptschlagader reißt, droht höchste Lebensgefahr. Der Fachbegriff hierfür lautet Aortendissektion.
Die Aorta ist die Hauptschlagader, die Blut vom Herz in den Körper transportiert. Bei einer akuten Aortendissektion nach Typ A erfolgt der Riss im ersten Abschnitt der Aorta, der noch am Herzen verläuft. Dabei kann das Herz zusammengedrückt und Gefäße verschlossen werden, die zu anderen Organen führen. Ein derartiger Vorfall gilt als einer der dringlichsten Notfälle in der Herzchirurgie.
Kokainkonsumierende erleiden vergleichsweise häufig eine Aortendissektion. Ein Forschungsteam um Stephan Kurz von der Charité Universitätsmedizin in Berlin schätzt, dass in der Europäischen Union bis zu 1.500 Kokainkonsumierende pro Jahr davon betroffen sind. Um mehr über diese Personengruppe in Erfahrung zu bringen, hat das Team eine Stichprobe von 45 Fallberichten ausgewertet, in denen sich eine Aortendissektion in Zusammenhang mit Kokainkonsum ereignet hat. Davon wurden 11 Fälle in der Charité behandelt, 34 Fälle hat das Team in der internationalen Fachliteratur recherchiert.
Mit durchschnittlich 41 Jahren waren die Betroffenen vergleichsweise jung. Üblicherweise seien Patientinnen und Patienten mit einer Aortendissektion eher über 60 Jahre alt. 9 von 10 Personen der untersuchten Stichprobe waren männlich. Rund 6 von 10 Betroffene klagten zum Zeitpunkt des Notfalls über Schmerzen in der Brust. Bei etwa einem Viertel strahlten die Schmerzen in den Rücken aus, ebenso viele hatten Schmerzen im Bauchraum.
Knapp drei Viertel der Patientinnen und Patienten konsumierten seit mehr als einem Jahr Kokain. Die mittlere Dauer zwischen dem letzten Kokainkonsum und dem Auftreten der Symptome betrug eine Stunde. Das bedeutet, dass der Notfall häufig unter der akuten Wirkung von Kokain erfolgt, aber nicht immer. Drei Viertel erlitten eine Aortendissektion, die als Typ A klassifiziert wurde, die sich also direkt am Herzen ereignete. Bei den übrigen erfolgte der Riss der inneren Aortawand weiter vom Herzen entfernt. Neun Personen der Stichprobe verstarben im Krankenhaus, fünf waren bereits vor ihrer Einlieferung tot.
Ob Kokain die Aortendissektion bei den Personen der Studie verursacht hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Allein das jüngere Alter der Betroffenen spricht aber für einen maßgeblichen Einfluss von Kokain. So haben frühere Studien aufzeigen können, dass die Gefäße bei chronischem Kokainkonsum versteifen und die Zellen der inneren Wand geschädigt werden. Kokainkonsumierende haben zudem ein höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod.
Viele Kokainkonsumierende weisen allerdings noch weitere Risikofaktoren auf, die schädlich sind für die Gefäße. So haben 84 Prozent der Betroffenen geraucht, drei Viertel hatten in der Vergangenheit Bluthochdruck.
Laut einem internationalen Register für akute Aortendissektionen wird Kokainkonsum bei zwei Prozent aller Fälle berichtet. Kurz und sein Forschungsteam vermuten, dass die wahre Anzahl an Fällen von Kokainkonsum unter den Patientinnen und Patienten mit einer Aortendissektion noch höher ausfällt, weil nicht alle wahrheitsgemäß über ihren Drogenkonsum berichten würden.
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