Rauschtrinken mindert kognitive Leistungsfähigkeit

20.05.2011

Schon im Jugendalter machen viele ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol. Doch das Gehirn Jugendlicher befindet sich noch in der Entwicklung. Alkohol und andere Substanzen können in dieser Phase nachhaltige Hirnveränderungen nach sich ziehen. In einer aktuellen Studie konnte nachgewiesen werden, dass vor allem das Rauschtrinken zu schlechteren kognitiven Leistungen führt.

Zwei Kronkorken auf Betonmauer mit Riss

Bild: antifalten / photocase.com

Alkohol ist in Deutschland allgegenwärtig, und der Einstieg geschieht in der Regel bereits im Jugendalter. Zwar nimmt der Konsum tendenziell ab, laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung trinken aber immer noch rund 13 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen regelmäßig Alkohol. Jeder fünfte männliche Jugendliche in dieser Altersgruppe hat sich in den letzten 30 Tagen zudem mindestens einmal betrunken. Doch vor allem das Rauschtrinken ist ein Risiko für die Hirnentwicklung.

Studien haben bereits aufzeigen können, dass exzessiver Alkoholkonsum im Jugendalter die Hirnstruktur verändern und zu Gedächtnisdefiziten führen kann. In einer aktuellen US-amerikanischen Studie wurde nun nachgewiesen, dass auch die Aufmerksamkeit und die so genannten exekutiven Funktionen des Gehirns durch exzessiven Alkoholkonsum im Jugendalter betroffen sein können.

Robert Thoma und sein Forschungsteam haben hierzu 19 Jugendliche, die einen Missbrauch oder eine Abhängigkeit von Alkohol aufwiesen, auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit hin untersucht. Zum Vergleich wurden zwei Kontrollgruppen herangezogen: Eine Gruppe umfasste Jugendliche ohne nennenswerten Substanzkonsum. Die Jugendlichen einer dritten Gruppe wiesen selbst zwar keinen problematischen Alkoholkonsum auf, stammten aber aus einer Familie mit alkoholkranken Eltern. So konnten eventuelle familiäre Belastungen mit in die Analyse eingehen.

Alle Jugendlichen durchliefen diverse psychologische Tests, in denen sie ihre kognitiven Fähigkeiten unter Beweis stellen mussten. Dabei zeigte sich, dass Jugendliche mit exzessivem Alkoholkonsum signifikant schlechter bei den Tests abschnitten, in denen die Aufmerksamkeit und die exekutiven Funktionen getestet wurden. Letzteres beschreibt komplexe mentale Funktionen wie Planen, Problemlösen, Handlungskontrolle oder die Steuerung von Emotionen. Es handelt sich also eher um „höhere“ kognitive Funktionen, die eine bewusste Steuerung erfordern.

Die Jugendlichen schnitten hierbei umso schlechter ab, je mehr Alkohol sie pro Trink-Tag tranken. Interessanterweise gab es hingegen keinen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Alkoholkonsums und den kognitiven Leistungen. Das bedeutet, dass vor allem hoher Alkoholkonsum - kennzeichnend für das Rauschtrinken - ein Risiko für die kognitiven Leistungen darstellt.

Nach Angaben des Forschungsteams ist aus Studien an Erwachsenen bereits bekannt, dass vor allem das Frontalhirn durch langjährigen Alkoholismus betroffen ist. In dieser Region sind auch Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen verortet. „Es könnte sein, dass intensiver Alkoholkonsum im Jugendalter zu einer verzögerten oder unvollständigen Entwicklung des Frontalhirns führt, was in der Konsequenz zu Problemen für die Aufmerksamkeit und die exekutiven Funktionen führen kann“, schlussfolgert Susan Tapert, eine US-amerikanische Hirnforscherin, die sich intensiv mit den Folgen von Substanzkonsum auf die Hirnentwicklung Jugendlicher befasst.

Thoma und sein Team wollen nun weiter erforschen, ob auch moderater Alkoholkonsum bereits Spuren im Gehirn Jugendlicher hinterlässt.

Quellen:

  • Science Daily (20.10.2010)
  • Thoma, R., Monnig, M., Lyse, P., Ruhl, D., Pommy, J., Bogenschutz, M., Tonigan, S. & Yeo, R. (2011). Adolescent Substance Abuse: The Effects of Alcohol and Marijuana on Neuropsychological Performance. Alcoholism: Clinical and Experimental Research, Vol. 35 (1), 39-46. Zusammenfassung
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2011). Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2010. Köln: BZgA. Studie

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