Rauschtrinken hinterlässt Markierungen in DNA

10.01.2014

Die Folgeschäden chronischen Alkoholkonsums machen sich oft erst nach Jahren bemerkbar. Einem spanisch-mexikanischem Forschungsteam ist jedoch gelungen, bereits bei jungen Erwachsenen, die sich regelmäßig am Wochenende betrinken, Veränderungen in der DNA nachzuweisen.

Drei Bierflaschen werden zum Anstoßen aneinandergehalten

Bild: © istock.com / mauro_grigollo

Montagmorgen an der Uni. Die Studierenden kommen übermüdet zur Vorlesung, wirken unkonzentriert. Vermutlich dürfte dieser Anblick in vielen Unis nicht ganz ungewöhnlich sein. Die Wissenschaftlerin Adela Rendón-Ramírez brachte der Umstand allerdings auf die Idee zu einer Studie. Sie vermutete, dass die schlechte Verfassung der Studierenden auf das Rauschtrinken am Wochenende zurückzuführen ist. Rendón-Ramírez hat den Studierenden deshalb vorgeschlagen, die biochemischen Auswirkungen des Alkoholrauschs im Rahmen einer Studie zu untersuchen.

Bluttest liefert Hinweise auf DNA-Schäden

Zwei Gruppen wurden gebildet. In einer Gruppe wurden die Rauschtrinker zusammengefasst, in der anderen Gruppe befanden sich Studierende, die nach eigenem Bekunden keinen Alkohol trinken. Alle Beteiligten waren zwischen 18 und 23 Jahre alt und körperlich gesund.

Mit Hilfe von Bluttests wurde überprüft, ob sich bei den bislang gesunden jungen Alkoholtrinkern so genannte Bio-Marker, also Anzeichen für alkoholbedingte Schäden nachweisen lassen. Bekannt sei, dass die Verstoffwechselung von Alkohol zur Bildung freier Radikale führt, die die DNA der Zellen schädigen können. Die DNA ist Träger des Erbguts. Bislang sei der Nachweis von DNA-Schäden allerdings nur bei Alkoholkranken erfolgt, die oft schon über Jahrzehnte übermäßig viel trinken.

5-mal mehr Zellschäden

Das Forschungsteam hatte zwar erwartet, dass sich DNA-Schäden bei den Studierenden der Alkoholgruppe nachweisen lassen, über das Ausmaß waren sie aber doch überrascht. Während sich in der abstinenten Kontrollgruppe bei 8 Prozent der untersuchten Zellen DNA-Schäden nachweisen ließen, waren in der Gruppe der Rauschtrinker 44 Prozent der Zellen betroffen, also 5-mal mehr.

Allerdings sei das Ausmaß der Schädigung in den Zellen noch unterhalb der Grenze, die als bedeutsam gilt. „Glücklicherweise“, sagt Rendón-Ramírez, „aber Tatsache ist, dass wir eigentlich gar keine Schädigung hätten finden dürfen, weil sie [die Studierenden] noch nicht lange und noch nicht chronisch Alkohol trinken.“

Zwar sei noch nicht bekannt, in welcher Weise sich die DNA-Schäden auswirken, zumal auch Reparaturprozesse stattfinden, allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass dies langfristige gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Beispielsweise können DNA-Schäden Krebserkrankungen auslösen. Auch wenn es sich noch nicht um abhängigen, sondern eher um sozialen Alkoholkonsum handelt, also das gemeinsame Trinken im Freundeskreis, sollten sich junge Menschen die langfristigen Risiken bewusst machen, erklärt Rendón-Ramírez.

Mit der Studie sei erstmals der Nachweis von DNA-Schäden bei noch jungen Alkoholtrinkern erbracht worden, schreibt das Forschungsteam in ihrem Fachartikel. Zukünftig könnten die Ergebnisse Grundlage für Tests sein, die auf Frühschäden hinweisen. Dafür seien aber noch weitere Studien notwendig, die den Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des Alkoholkonsums und der Ausprägung des Bio-Markers untersuchen.

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