Home > News > Aktuelle Meldungen > Rangliste der schädlichsten Drogen aus Sicht deutscher Medizinerinnen und Mediziner
23.12.2020
Welche Droge ist am schädlichsten? Und wie lässt sich die Schädlichkeit eigentlich bewerten? Expertinnen und Experten aus der Suchtmedizin in Deutschland haben sich mit dieser Frage befasst und eine Rangliste erstellt.
Bild: makaule / istockphoto.com
Die Dosis macht das Gift, lautet eine bekannte Weisheit. Doch die Schädlichkeit von psychoaktiven Substanzen wird nicht nur durch die Dosis definiert. 2007 haben Expertinnen und Experten aus dem Vereinigten Königreich erstmals eine Rangliste erstellt und 2010 ein Update veröffentlicht. 20 psychoaktive Substanzen wurden ihrer Schädlichkeit nach geordnet. Bei der Beurteilung der Schädlichkeit sind verschiedene Kriterien eingeflossen, die sich sowohl auf die konsumierende Person als auch auf andere Personen oder die Gesellschaft beziehen. Eine Forschungsgruppe aus Deutschland ist ähnlich vorgegangen und hat ein aktuelles Ranking vorgelegt, das um einige Substanzen erweitert wurde.
Beteiligt waren über 100 Medizinerinnen und Mediziner, die durchschnittlich 15 Jahre Erfahrung in der Behandlung von Suchtkranken aufwiesen. 33 Substanzen wurden den Expertinnen und Experten zur Bewertung vorgelegt. Im Vergleich zu früheren Studien wurden unter anderem synthetische Cannabinoide und Cathinone sowie eine Reihe von Schmerzmitteln neu in die Liste der Substanzen aufgenommen.
Bei der Beurteilung wurde zwischen körperlichen, psychischen und sozialen Schäden unterschieden. Die Schäden können sich sowohl auf die konsumierende Person als auch auf andere Personen beziehen. Beispielsweise können bei übermäßigem Alkoholkonsum auch Angehörige unter den Folgen leiden. Unter dem Einfluss von Alkohol ereignen sich zudem vergleichsweise häufig Verkehrsunfälle, bei denen andere Menschen zu Schaden kommen. Auch am Arbeitsplatz kann Alkohol negative Folgen nach sich ziehen. Ziel der Studie war es, alle Kriterien letztlich zu einem Schädlichkeitswert je Droge zusammenzufassen.
Die ersten drei Plätze auf der Schädlichkeitsskala belegen die illegalen Drogen Crack, Methamphetamin und Heroin. Bereits auf Platz vier landet die legale Droge Alkohol. Die Autorinnen und Autoren erklären, dass sie - wie auch frühere Expertenbefragungen - zu dem Ergebnis gekommen sind, dass Alkohol sowohl für den Einzelnen als auch die Gesellschaft sehr schädlich ist. Dies sei vor allem auf die starke Verbreitung des Alkoholkonsums in der Bevölkerung zurückzuführen. Im Unterschied zu anderen Drogen wie GHB oder Ecstasy, die als weniger schädlich eingestuft werden, unterliege Alkohol jedoch nicht dem Betäubungsmittelgesetz.
Die neuen psychoaktiven Substanzen aus der Gruppe der Cathinone sowie der synthetischen Cannabinoide belegen in der Schädlichkeitsskala die Plätze acht und neun, liegen also im oberen Drittel. Zum Vergleich: Cannabis rangiert im Mittelfeld auf Platz 16, knapp vor halluzinogenen Pilzen. Synthetische Cannabinoide werden somit als schädlicher bewertet als pflanzlicher Cannabis.
Die Autorinnen und Autoren erläutern in ihrem Artikel jedoch einschränkend, dass es sich um relative Einschätzungen handelt, die vor allem die Gesamtbevölkerung im Blick haben. Für die einzelne Person gilt vielmehr: Je nach persönlicher Situation und Intensität des Konsums könne nahezu jede psychoaktive Substanz auf schädliche Weise konsumiert werden.
Quelle:
Bonnet, U., Specka, M., Soyka, M., Alberti, T., Bender, S., Grigoleit, T., Hermle, L., Hilger, J., Hillemacher, T., Kuhlmann, T., Kuhn, J., Luckhaus, C., Lüdecke, C., Reimer, J., Schneider, U., Schroeder, W., Stuppe, M., Wiesbeck, G. A., Wodarz, N., McAnally, H. & Scherbaum, N. (2020). Ranking the Harm of Psychoactive Drugs Including Prescription Analgesics to Users and Others–A Perspective of German Addiction Medicine Experts, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2020.592199/full
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