Psychose nach Konsum von Hawaiianischer Holzrose

14.04.2021

Anfangs war sie euphorisiert und voller Energie. Zwei Wochen später musste die 17-Jährige ins Krankenhaus eingewiesen werden. Ursache ihres Zusammenbruchs war vermutlich der Konsum eines pflanzlichen Halluzinogens.

Bild: Kyta / photocase.de

Erst ging es ihr gut, dann schlecht. Gemeinsam mit ihren beiden Schwestern nahm eine 17-Jährige Samen der Hawaiianischen Holzrose ein. Die Samen der Pflanze enthalten psychoaktive Wirkstoffe, deren Effekte einem Trip auf LSD ähnlich sein können. Die Eltern wussten nichts von dem Konsum. Später berichten sie, dass ihre Tochter plötzlich geselliger und selbstbewusster gewesen sei als sonst. Sie habe euphorisch und energiegeladen gewirkt.

Langanhaltende psychotische Symptome

Allerdings habe sich ihr Zustand einige Tage danach rapide verschlechtert. Ihren Eltern zufolge hatte sie Probleme, sich zu konzentrieren. Sie habe häufig ohne ersichtlichen Grund geweint, Ängste und Albträumen hätten sie geplagt. Etwa zwei Wochen nach ihrem Konsum hatte sie noch während sie in der Schule war einen emotionalen Zusammenbruch. Sie weinte verzweifelt ohne angeben zu können warum. Ihre Eltern brachten sie daraufhin in die Notaufnahme eines Krankenhauses.

Untersuchungen zeigten, dass die junge Frau unter psychotischen Symptomen litt, die in Einzelfallstudien bereits mit dem Konsum der Samen der Hawaiianischen Holzrose in Verbindung gebracht werden konnten. Andere Drogen habe sie nicht genommen. Sie habe unter Ängsten gelitten, die teils religiös geprägt waren und sei überzeugt gewesen, dass sie anderen Menschen Schaden zufügt. Die Psychose der 17-Jährigen klang erst nach einer mehrmonatigen medikamentösen Behandlung ab. Dabei wurde unter anderem der Wirkstoff Aripiprazol verwendet, der auch bei Schizophrenie eingesetzt wird.

Konzentration des psychoaktiven Wirkstoffs schwankt stark

Verantwortlich für die halluzinogenen Effekte der Hawaiianischen Holzrose ist vor allem das Mutterkorn-Alkaloid Lyserg-Säure-Amid, abgekürzt LSA. LSA ist mit der halbsynthetischen Droge LSD verwandt. Die Konzentration von LSA kann in den Samen stark schwanken. Dadurch ist es für Konsumierende kaum möglich, die in den Samen enthaltene Wirkstoffmenge abzuschätzen.

So sei nach Einschätzung des behandelnden Ärzteteams möglicherweise zu erklären, warum die 17-Jährige keine Probleme hatte, als sie sechs Monate zuvor schon einmal Samen der Hawaiianischen Holzrose konsumiert hatte. Auch die Tatsache, dass die Schwestern der jungen Frau keine vergleichbaren negativen Auswirkungen spürten, könne eventuell auf einen unterschiedlichen Wirkstoffgehalt der Samen zurückzuführen sein. Doch selbst bei bekannter Wirkstoffmenge kann die Wirkung bei gleicher Dosis je nach Person sehr unterschiedlich ausfallen.

Die Samen werden teils als Legal High oder Herbal High in so genannten Headshops oder im Internet vertrieben. Der Fall der jungen Frau und auch frühere Studien zeigen jedoch, dass Konsumierende mit unvorhersehbaren Folgen rechnen müssen, die in eine Psychose münden können.

 

Quelle:

Sobanski, E., Dalm, S., Sievers, L., Külzer, T., Liesenfeld, H., Schmidt-Kittler, H., & Huss, M. (2021). Herbal High: Substance-Induced Psychosis after Consumption of Seeds of the Hawaiian Baby Woodrose. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 1-5.


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