Psychose-Gefahr auch bei Cannabisstopp

22.01.2025

Cannabiskonsumierende haben ein erhöhtes Risiko für Psychose. Das Psychose-Risiko scheint einer aktuellen Studie zufolge auch im Entzug von einer Cannabisabhängigkeit erhöht zu sein.

Bild: 42L / stock.adobe.com

Manche Menschen werden sich ihrer Abhängigkeit erst bewusst, wenn sie nicht mehr kiffen. Besonders nach langjährigem Cannabiskonsum können sich dann Entzugserscheinungen einstellen. Das sind Symptome wie Reizbarkeit, Nervosität, Unruhe, Schlafprobleme oder auch Depressivität. Hinzu kommen körperliche Beschwerden wie Schwitzen, Zittern oder Schmerzen.

Fallberichte legen den Verdacht nahe, dass im Cannabisentzug auch Psychosen auftreten können. Ein britisches Forschungsteam ist dem nachgegangen. Studienleiter Edward Chesney und sein Team haben sowohl in der vorhanden Forschungsliteratur recherchiert, als auch in Datenbanken Londoner Krankenhäuser nach entsprechenden Fällen gefahndet.

Unter den mehr als 400.000 Patientenakten haben die Forschenden 68 Personen identifizieren können, bei denen eine Psychose im Cannabisentzug festgestellt wurde. Die Literaturrecherche hat weitere 44 ähnlich gelagerte Fälle hervorgebracht.

Schlafprobleme gehen Psychose häufig voraus

Sowohl in der Forschungsliteratur als auch in den Krankenakten war ein Symptom besonders häufig vermerkt: Massive Schlafprobleme, die der Psychose meist vorausgegangen sind. Generell seien Schlafprobleme nach Angaben der Forschenden ein häufiges Symptom, das einer Psychose auch unabhängig von Cannabiskonsum oder einem Entzug oft vorausgeht.

Der genaue Mechanismus, der im Entzug eine Psychose auslöst, sei allerdings nicht bekannt. Auch könne nicht belegt werden, dass der Entzug tatsächlich die Ursache für die Psychose war. So habe ein Teil der Betroffenen früher schon eine Psychose gehabt, die im Entzug erneut ausgebrochen ist.

Möglicherweise handele es sich nach Aussage der Forschenden um eine Koinzidenz, also um ein zufälliges zeitliches Zusammenfallen von Psychose und Entzug. Beispielsweise könnten die Betroffenen ihren Cannabiskonsum eingestellt haben, weil sie merkten, dass sich ihr mentaler Zustand bedeutsam verschlechtert hat.

Zusammenhang zwischen Cannabisentzug und Psychose womöglich noch unterschätzt

Chesney und sein Team betonen allerdings auch, dass die „wahre“ Anzahl von Psychosen im Cannabisentzug vermutlich noch höher sei, als die von ihnen gefundene. So bemängeln sie, dass es noch ein ungenügendes Bewusstsein für ein Cannabisentzugssyndrom unter Ärztinnen und Ärzte gäbe. Entsprechende Symptome würde nicht in allen Fällen dem Ausstieg aus dem Cannabiskonsum zugeordnet. Und nicht alle Cannabiskonsumierenden würden ihren Konsum oder den Ausstieg gegenüber der behandelnden Person offenbaren.

Für Konsumierende mit einer bekannten Psychose sei es nach Einschätzung der Forschenden möglicherweise sinnvoll, den Entzug medikamentös zu unterstützen. Dies setze aber voraus, dass nicht nur Betroffene offen über ihren Konsum sprechen, auch brauche es ein entsprechendes Verständnis auf Seiten der Behandelnden.

 

Quelle:

Chesney, E., Reilly, T. J., Scott, F., Slimani, I., Sarma, A., Kornblum, D., Oliver, D. & McGuire, P. (2024). Psychosis associated with cannabis withdrawal: systematic review and case series. The British Journal of Psychiatry, https://doi.org/10.1192/bjp.2024.175


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