Psychische Probleme erhöhen Risiko einer Cannabisabhängigkeit

30.11.2022

Eine Studie aus den USA unterstreicht das Risiko einer Cannabisabhängigkeit, wenn Menschen mit psychischen Problemen kiffen.

Bild: tadamichi / istockphoto.com

„Ich habe vermehrt depressive Phasen gehabt und Suchtverhalten bei mir beobachtet“, schreibt eine ehemalige Teilnehmerin des Beratungsprogramms Quit the Shit in einem Erfahrungsbericht. Die meisten Nutzenden des Programms haben den Eindruck, dass das Kiffen ihnen nicht guttut. Psychische Probleme und Cannabisabhängigkeit scheinen tatsächlich eine unheilvolle Allianz zu bilden, wie eine aktuelle Studie unterstreicht.

Studienleiterin Namkee Choi und ihr Team haben die Daten einer großen Befragung zum Drogenkonsum in den USA ausgewertet. Über 27.000 Personen der erwachsenen Bevölkerung haben daran teilgenommen und Angaben zu ihrer psychischen Verfassung gemacht. Immerhin ein Viertel der Befragten gab an, unter psychischen Problemen wie Depressionen oder Ängsten zu leiden. Von den Betroffenen berichteten etwa die Hälfte von leichten bis mittelschweren Problemen. Die andere Hälfte litt unter einer ernsthaften psychischen Erkrankung.

Schon leichte psychische Probleme erhöhen Risiko für Cannabisabhängigkeit

Deutlich wurde, dass Menschen mit psychischen Problemen nicht nur eher zum Joint greifen als Personen, denen es psychisch vergleichsweise gut geht. Schon bei leichten psychischen Problemen war das Risiko für eine Cannabisabhängigkeit erhöht. Das Risiko einer schweren Abhängigkeit war bei psychischen Problemen sogar bis zu 4-mal höher als wenn keine Probleme vorliegen. Generell waren Personen unter 35 Jahren stärker betroffen als ältere Erwachsene.

Menschen mit psychischen Problemen scheinen sich aber nicht nur auf Cannabiskonsum zu beschränken. Das Risiko für den Konsum anderer Drogen wie Alkohol und Nikotin nimmt ebenfalls zu.

Kiffen könnte eine Form von Selbstbehandlung bei psychischen Problemen sein

Die Befragung liefert zwar keine Belege dafür, was Ursache und was Wirkung ist. Das Forschungsteam hält es aber für plausibel, dass manche Menschen Cannabis benutzen, um sich Linderung von ihren psychischen Problemen zu verschaffen. Diese Form der Selbstbehandlung berge allerdings das Risiko, dass sich die Probleme nur noch verschlimmern.

Insbesondere junge Erwachsene mit psychischen Problemen sollten sich daher bewusst machen, dass sie ein erhöhtes Risiko für eine Cannabisabhängigkeit haben, wenn sie kiffen. Auch wenn der Konsum mit Entspannung lockt, psychische Probleme werden durchs Kiffen nicht weniger, sondern eher mehr. Nicht nur können depressive Stimmungen und Angststörungen zunehmen, auch das Risiko für Psychose nimmt zu.

 

Quelle:

Choi, N. G., Marti, C. N., DiNitto, D. M. & Choi, B. Y. (2022). Psychological Distress, Cannabis Use Frequency, and Cannabis Use Disorder Among US Adults in 2020. https://doi.org/10.1080/02791072.2022.2142708 


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