Passiver Cannabis-Rauch schädlicher als Tabak?

26.08.2016

Passivrauchen schadet der Gesundheit. Das gilt nicht nur für Tabakzigaretten, sondern auch für cannabishaltige Joints. Ein Experiment mit Ratten deutet darauf hin, dass die Auswirkungen des Passivrauchens von Cannabis womöglich sogar schwerwiegender sind.

Frau raucht Joint mit Bierflasche in der Hand

Bild: Joshua Resnick / Fotolia.com

Brennende Augen, trockene Schleimhäute, Hustenreiz - die unmittelbaren Folgen des Passivrauchens sind jedem bekannt, der sich auch nur kurz in einer Raucherkneipe aufgehalten hat. Weniger offensichtlich sind die Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem: Durch das Passivrauchen verengen sich die Gefäße, die Arterien sind in ihrer Funktion beeinträchtigt, das Blut kann weniger gut durch den Körper transportiert werden.

Dass der gleiche Effekt auch bei passiv konsumiertem Marihuana-Rauch auftritt, wurde nun erstmals in einem Experiment an lebenden Ratten gezeigt. Nach nur einer Minute führte das Einatmen der mit Cannabisqualm angereicherten Luft bei den Tieren zu signifikanten Einschränkungen der Arterienfunktion. Vergleichbare Einschränkung beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als die Ratten Tabakrauch ausgesetzt wurden.

Deutlich längere Beeinträchtigung

Zur Erholung brauchten die Tiere nach dem Kontakt mit Cannabisqualm jedoch wesentlich länger: Während die Folgen des Tabakqualms nach etwa 30 Minuten abgeklungen waren, hatte der Cannabisrauch auch noch 90 Minuten später signifikante Auswirkungen auf die Gefäßfunktion der Ratten. Auch als die Forscher das Papier der Joints entfernten und auf THC-freies Marihuana zurückgriffen, waren die negativen Auswirkungen das Cannabisrauchs auf das Herz-Kreislaufsystem zu beobachten. Offenbar verursachten die pflanzlichen Bestandteile des Marihuanas diese negativen Effekte.

„Obwohl dieser Effekt sowohl für Tabak- als auch für Marihuana-Rauch nur temporär ist, können daraus langfristig gesundheitliche Probleme entstehen“, erläutert Matthew Springer, ein Ko-Autor der Studie, die Ergebnisse. „Wird der Körper zu oft Rauch ausgesetzt, erhöht das die Gefahr verhärtete oder verstopfte Arterien zu entwickeln.“

Am besten sei es deshalb, jegliche Art von Rauch möglichst zu meiden. Egal ob von Tabak, Cannabis oder anderen Stoffen, so Springer. Aufgrund der nachgewiesenen Gefahren des Passivrauchens wurden in Deutschland bereits vor annähernd 10 Jahren weitreichende Rauchverbote eingeführt.

Quellen:

Wang et al. (2016). One Minute of Marijuana Secondhand Smoke Exposure Substantially Impairs Vascular Endothelial Function. J Am Heart Assoc. 2016; 5: e003858. doi: 10.1161/JAHA.116.003858

Pressemitteilung der University of California San Francisco (27.07.2016)

Pressemitteilung der American Heart Association (27.07.2016)


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