Parkinson durch Ecstasy?

11.10.2002

In der medizinischen Forschung gibt es ja schon seit längerem Belege dafür, dass Ecstasy unser Gehirn nicht nur glücklich machen kann, sondern auch bestimmte Nervenzellen zerstört. Bisher nahm man an, dass ausschließlich die Nervenzellen davon betroffen sind, die Serotonin enthalten. Nun geraten weitere Gehirnstrukturen in den Verdacht, durch Ecstasy ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Der amerikanische Forscher George Ricaurte hat - wie schon in früheren Studien - Affen mit Ecstasy zugedröhnt, und das nicht zu knapp. Fünf Totenkopfäffchen und fünf Pavianen wurde drei Mal im Abstand von drei Stunden jeweils 2 mg MDMA pro kg Körpergewicht gespritzt. Für einen Menschen wären das drei relativ hoch dosierte Pillen, was nach Aussagen der Forscher einen typischen Partykonsum simulieren soll.

Zwei Affen hatte schon nach der zweiten Dosis so heftige Bewegungsstörungen, dass sie aus dem Versuch ausgeschlossen werden mussten, zwei weitere starben an Hyperthermie (Überhitzung)! Die übrig gebliebenen Affen wurden zwei Wochen später untersucht. Neben der erwarteten Verringerung der serotoninhaltigen Zellen, stellte Ricaurte auch eine deutliche Reduzierung bestimmter Gehirnstrukturen fest, die Dopamin enthalten. Diese Strukturen sind für die Koordinierung unserer Bewegungen zuständig. Störungen in dieser Region können im Alter zur Parkinson-Krankheit führen. Zu den Symptomen gehören unter anderem ein feines Zittern und eine steife Haltung. Der ehemalige Boxer Muhammad Ali leidet beispielsweise unter dieser Krankheit, die verschiedene Ursachen haben kann.

Heißt das nun, dass Ecstasykonsumenten später das gleiche Schicksal erleiden wie der Boxchampion? Ricaurte warnt vor dem Risiko der Parkinson-Krankheit, sagt aber gleichzeitig einschränkend, dass noch unklar ist, ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können. Zu bedenken ist auch, dass die Droge gespritzt wurde und so möglicherweise viel aggressiver wirkt, als wenn sie über den Magen aufgenommen wird.

Generell zeigt die Studie aber das, was viele Konsumenten aus eigener Erfahrungen ohnehin ahnen, aber möglicherweise gerne verdrängen: Mit dem Konsum von Ecstasy tun sie ihrem Gehirn nichts Gutes, und möglicherweise wird es sogar dauerhaft geschädigt.

Ricaurte, G.A., Yuan, J., Hatzidimitriou, G. Cord, B. J. & McCann, U. D. (2002). Severe Dopaminergic Neurotoxicity in Primates After a Common Recreational Dose Regimen of MDMA ("Ecstasy").Science, Vol 297, 27. September 2002,www.sciencemag.org.

Widerruf

Aufgrund falsch etikettierter Behälter wurde nicht Ecstasy, sondern Methamphetamin im Experiment verabreicht. Das Forschungsteam hat seine Ergebnisse daher später widerrufen (siehe Meldung vom 10.09.2003).


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