Nikotin wirkt nur, wenn Rauchende an die Wirkung glauben

07.10.2016

Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Wie ein Experiment aus den USA zeigen konnte, hängt es vom Glauben an die Wirkung ab, ob Nikotin Entzugssymptome lindert oder nicht.

Frau hält Zigarette in der Hand und pustet Rauch aus Watte

Bild: s/t/s / photocase.de

Tabakrauchen kann ziemlich schnell abhängig machen. Raucherinnen und Raucher merken das, wenn sie versuchen, eine Weile lang keine Zigarette zu rauchen. Meist stellen sich eine gewisse Unruhe und das drängende Bedürfnis nach einer Zigarette ein. Das starke Verlangen bei einer Sucht wird auch als Craving bezeichnet. Craving führt oft dazu, dass Ausstiegswillige schon nach kurzer Zeit wieder zur Zigarette greifen, weil Nikotin ihnen Linderung verschafft.

Studienleiterin Xiaosi Gu und ihr Team haben experimentell nachweisen können, dass Nikotin allein jedoch nicht ausreicht, um das süchtige Verlangen zu stillen. Abhängige müssen auch überzeugt davon sein, tatsächlich Nikotin zu bekommen.

Provoziertes Craving nach Nikotin

In der Studie wurde getestet, wie Nikotin auf abhängige Raucherinnen und Raucher wirkt. Dazu durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Testtag von Mitternacht an nicht mehr rauchen. Entsprechend groß war die Lust der 24 Testpersonen auf eine Zigarette. Genau genommen wurden vier Experimente durchgeführt. Jedes Mal bekamen die Teilnehmenden eine Zigarette zu rauchen. Mal enthielt diese Nikotin, mal handelte es um eine Placebo-Zigarette, die so gut wie nikotinfrei war.

Den Raucherinnen und Rauchern wurde darüber hinaus entweder mitgeteilt, dass die Zigarette Nikotin enthält oder dass sie nikotinfrei ist. Die Aussage konnte jedoch wahr oder falsch sein. Weder die Versuchsleitenden noch die Versuchspersonen wussten, welche Art von Zigaretten sie bekamen und ob die Aussage zum Nikotingehalt richtig war. Zudem wurde die Hirnaktivität der Teilnehmenden mit Hilfe der Magnetresonanztomographie überwacht. Besonders der so genannte Inselcortex stand unter Beobachtung. Diese Hirnregion gilt als wichtige Schaltzentrale bei einer Nikotinabhängigkeit.

Kein Placebo-Effekt bei nikotinfreier Zigarette

Entgegen den Erwartungen konnte Nikotin nicht immer das Craving reduzieren. Nur wenn den Teilnehmenden mitgeteilt wurde, dass sie Nikotin bekommen, stellte sich Erleichterung ein. Wurde ihnen zuvor gesagt, dass die Zigarette nikotinfrei ist, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht war, zeigte Nikotin keine Wirkung: Weder nahm das starke Verlangen nach Nikotin ab, noch reagierte der Inselcortex in gewohnter Weise. Nikotinfreier Tabak hatte hingegen keinen Placebo-Effekt zur Folge. Das Craving wurde nicht gestillt, auch wenn den Teilnehmenden suggeriert wurde, eine nikotinhaltige Zigarette zu rauchen.

Nikotin scheint also nur dann seine Wirkung entfalten zu können, wenn die Konsumierenden auch daran glauben. Der Glaube an die Nichtwirkung scheint den Effekt der Droge gewissermaßen zu „überschreiben“, erklären die Autorinnen und Autoren der Studie.

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