Nehmen reiche Kinder mehr Drogen?

23.06.2017

Schlechte Bildung und ein niedriger sozialer Status gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung eines problematischen Substanzkonsums. Eine Studie aus den USA zeigt nun auf, dass Kinder von besonders wohlhabenden Eltern möglicherweise ebenfalls häufig zu Alkohol, Kokain und Co. greifen.

Schwarze Stretchlimosine

Bild: kallejipp / photocase.de

Wer in einer wohlhabenden Gegend aufwächst, eine gute Schule besucht und später an den besten Universitäten studiert, könnte besonders gefährdet sein, einen problematischen Substanzkonsum zu entwickeln. Das zumindest folgern die Professorin Suniya Luthar und ihr Team aus den Ergebnissen ihrer kürzlich veröffentlichten Studie.

Das Forschungsteam hatte sich für seine Untersuchung gezielt besonders wohlhabende Wohngegenden im Nordosten der USA ausgesucht. Die Häuser kosten hier meist über eine Million US-Dollar, das durchschnittliche Einkommen liegt drei- bis viermal höher als im Rest des Landes.

In zwei US-Bundesstaaten wurden insgesamt etwas mehr als 300 Schülerinnen und Schüler zu ihrem Substanzkonsum befragt. Die erste Befragung fand am Ende der High School, im Alter von 19 Jahren statt. Eine Gruppe wurde anschließend im Laufe des College-Studiums jährlich bis zum Alter von 22 Jahren befragt. Eine weitere Gruppe wurde nach Abschluss des Colleges über einen Zeitraum von vier Jahren begleitet. Die Teilnehmenden dieser Gruppe waren zwischen 23 und 27 Jahre alt.

Die so erhobenen Daten verglich das Wissenschaftsteam mit den Angaben der gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung. „Die Ergebnisse zeigen, dass die jungen Erwachsenen häufiger Rauschtrinken betrieben sowie öfter Cannabis, Stimulantien und Kokain oder Partydrogen wie Ecstasy konsumiert hatten, als die nationale Vergleichsgruppe“, so Luthar.

Risiko für Abhängigkeit erhöht

Der Anteil an Eliteschülerinnen und -schülern mit einer Substanzabhängigkeit war ebenfalls bedeutsam erhöht. In der älteren Gruppe, die nach dem Abschluss des Colleges befragt wurde, wiesen je nach Befragungszeitpunkt zwischen 19 und 24 Prozent der Frauen und sogar 23 bis 40 Prozent der Männer eine Substanzabhängigkeit auf. Das sind etwa zwei- bis dreimal so viele wie in den entsprechenden Vergleichsgruppen. Auch in der jüngeren Gruppe wurden bereits im Alter von 22 Jahren mehr als doppelt so viele männliche Jugendliche mit einer Abhängigkeit beobachtet als in der Allgemeinbevölkerung.

Studienleiterin Sunyia Luthar vermutet, dass Leistungsdruck ein Grund für den vergleichsweise häufigen Substanzkonsum bei den untersuchten Probanden sein könnte. Alle Probanden besuchten die besten Schulen der Region, viele wechselten anschließend an eine Eliteuniversität. Aber auch die Verbreitung und Akzeptanz des Substanzkonsums im Freundeskreis sowie eine nachlässige Haltung der Eltern könne zu der Problematik beitragen.

Nur vorläufige Ergebnisse

Aufgrund der kleinen Stichprobe und der Beschränkung auf zwei US-amerikanische High Schools ist eine Verallgemeinerung der Studienergebnisse allerdings nur eingeschränkt möglich.


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