Nachweis von Cannabiskonsum vor 2500 Jahren

24.07.2019

Bei Ausgrabungen im Pamir-Gebirge hat ein Forschungsteam Hinweise auf die Anfänge des Cannabisrauchens gefunden.

Cannabisblätter vor sonnigem Hintergrund

Bild: Aleksandr_Kravtsov / istockphoto.com

Die Cannabispflanze wird seit mindestens 4000 Jahren vor unserer Zeitrechnung wegen ihrer öligen Samen und Pflanzenfasern angebaut. Die frühen Hanfsorten besaßen jedoch nur einen geringen Anteil des Cannabiswirkstoffs THC. Unklar war bisher, seit wann Menschen Sorten mit erhöhtem THC-Anteil verwenden, um psychoaktive Wirkungen zu erzielen.

Einem internationalem Forschungsteam aus Deutschland und China ist es nun gelungen, Belege für die Ursprünge des Cannabisrauchens zu finden. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten hölzerne Räuchergefäße, die sie bei Ausgrabungen in der Hochgebirgsregion Westchinas gefunden haben. Die Gefäße wurden aus 2500 Jahre alten Gräbern im Pamir-Gebirge geborgen.

Höherer THC-Gehalt als in wildwachsenden Cannabissorten

Als das Team die in den Gefäßen konservierten chemischen Verbindungen analysierten, stießen sie überraschenderweise auf eine chemische Signatur, die genau der von Cannabis entspricht. Das Besondere an dem Nachweis ist, dass die gefundene Cannabissorte sehr wahrscheinlich einen höheren THC-Gehalt aufwies, als normaler wildwachsender Hanf.

Das Forschungsteam geht daher davon aus, dass die Menschen bewusst Cannabissorten mit erhöhtem THC-Gehalt auswählten. Es ist noch nicht geklärt, ob die Menschen den Cannabis selbst anbauten oder ob sie gezielt Pflanzen mit höherem THC-Gehalt sammelten. Eine Theorie lautet, dass der wildwachsende Hanf als Reaktion auf die speziellen Umweltbedingungen in höheren Lagen größere Mengen des Wirkstoffs produziert. Menschen, die durch die Hochgebirgsregionen zogen, könnten dort Wildpflanzen mit höherem Wirkstoffgehalt entdeckt und für neue Gebrauchsformen genutzt haben.

Mögliche Verbreitung des Cannabiskonsums über Seidenstraße

In der Begräbnisstätte fanden sich auch menschliche Überreste, die ähnliche Merkmale aufweisen wie Bevölkerungsgruppen, die eigentlich weiter westlich in Zentralasien lebten. So deuten Analysen menschlicher Knochen darauf hin, dass nicht alle dort bestatteten Menschen vor Ort aufwuchsen. Der Befund würde nach Angaben des Forschungsteam dazu passen, dass die hochgelegenen Bergpässe eine wichtige Rolle im frühen transeurasischen Warenhandel gespielt haben.

Tatsächlich könnte die heute so abgelegene Pamir-Region ursprünglich auf einer Hauptroute der frühen Seidenstraße gelegen haben. Die Seidenstraße war in früheren Zeiten nicht nur die wichtigste Route für Güter, sondern auch für den kulturellen Austausch. Das Rauchen von Cannabis könnte sich hierüber ebenfalls verbreitet haben.

Nicole Boivin, Mitautorin und Direktorin am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, erklärt: „Die Ergebnisse unterstreichen die Annahme, dass Cannabispflanzen erstmals in den Bergregionen im Osten Zentralasiens ihrer psychoaktiven Bestandteile wegen verwendet wurden und sich ihr Gebrauch von hier aus auf andere Regionen der Welt ausweitete.“

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