Home > News > Aktuelle Meldungen > Meta-Studie bestätigt: Kiffer bauen mehr Unfälle
04.11.2011
Wer bekifft Auto oder Motorrad fährt, riskiert nicht nur seinen Führerschein, sondern erhöht auch das Risiko, einen Unfall zu verursachen. Bei der Höhe des Risikos kamen bisherige Studien jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen. In einer Meta-Analyse hat ein US-amerikanisches Forschungsteam alle relevanten Studien hierzu gesichtet. Demnach ist das Risiko für Kiffer, in einen Unfall verwickelt zu werden, mehr als doppelt so hoch wie für Abstinente.
Bild: scibak / istockphoto.com
In ihrer Meta-Studie haben Studienleiter Guohua Li und sein Team von der Universität Columbia 831 Einzelstudien nach strengen Kriterien gesichtet. Relevante Studien mussten unter anderem konkrete Angaben zum Drogenkonsum sowie zur Unfallhäufigkeit beinhalten. Nur neun Studien erfüllten die Kriterien. Das Forschungsteam fasste anschließend alle Studiendaten zusammen und konnte somit einen Gesamtscore für die Unfallwahrscheinlichkeit bei Cannabiskonsum ermitteln. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass womöglich etwas ungenaue Ergebnisse einzelner Studien nicht so sehr ins Gewicht fallen. Das Ergebnis einer Meta-Analyse ist somit zuverlässiger als eine Einzelstudie.
Nach Analyse der zusammengefassten Daten ermitteln Li und sein Team: Cannabiskonsumierende haben eine 2,66-fach erhöhte Unfallwahrscheinlichkeit im Vergleich zu abstinenten Personen. Das signifikant erhöhte Crashrisiko zeigte sich sowohl in Studien aus Nord-Amerika als auch aus Neuseeland und Europa. Nur in einer Studie aus Thailand waren die Ergebnisse nicht signifikant, was die Autorinnen und Autoren aber auf den geringen Anteil an Cannabiskonsumierenden (nur 2,4 Prozent) in der Stichprobe zurückführen.
Besonders gefährdet sind den Detailergebnissen zufolge die Jüngeren. Unter 25-Jährige haben ein dreifach erhöhtes Risiko in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, wenn sie kiffen. Die Ergebnisse werden nach Angaben des Autorenteam auch dadurch gestützt, dass sie eine Dosis-Wirkungsbeziehung ermitteln konnten: Je häufiger die Personen kifften, desto höher fiel die Unfallwahrscheinlichkeit aus.
Einschränkend geben die Li und sein Team in ihrem Fachartikel jedoch zu bedenken, dass sie trotz der akribischen Vorgehensweise keine Aussage über die tatsächlichen Ursachen machen können. So sei denkbar, dass es noch andere vermittelnde Faktoren gibt, die sowohl mit Cannabiskonsum als auch mit dem Unfallrisiko zusammenhängen. Die Autorinnen und Autoren der Studie nennen beispielsweise den persönlichen Fahrstil als einen möglichen Faktor.
Darauf deuten auch die Ergebnisse eines Übersichtsartikels aus dem Jahre 2009 hin. Andrew Sewell und sein Team konnten aufzeigen, dass der scheinbare Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und der Häufigkeit von Verkehrsunfällen nach Einbeziehung des persönlichen Fahrstils nicht mehr signifikant war. In Wirklichkeit waren eine hohe Risikobereitschaft und eine laxe Einstellungen gegenüber der Straßenverkehrsordnung maßgeblich an der Unfallhäufigkeit beteiligt: Wer generell eher bereit ist, Risiken im Straßenverkehr einzugehen, wird sich auch mit höherer Wahrscheinlichkeit wider besseren Wissens bekifft hinters Steuer setzen. Nicht Cannabiskonsum allein erhöht das Unfallrisiko, sondern die individuelle Entscheidung, sich auch bekifft hinters Lenkrad zu setzen. Kiffer, die auf Nummer sicher gehen, lassen hingegen ihr Auto stehen.
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