Mehr Herzrhythmusstörungen bei cannabisabhängigen jungen Menschen

05.05.2021

Laut einer großen Studie aus den USA hat die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit problematischem Cannabiskonsum in den letzten Jahren zugenommen.

Bild: petdcat / istockphoto.com

Auch ein gesundes Herz kann mal kurz aus dem Takt geraten. Ist der Rhythmus stärker gestört oder passt der Puls nicht zur aktuellen Belastung, wird von Herzrhythmusstörungen gesprochen. Starker Cannabiskonsum steht im Verdacht, das Herz-Kreislauf-System zu schädigen und Herzrhythmusstörungen auszulösen. Eine Studie mit umfangreichen Krankenhausdaten aus den USA weist nun darauf hin, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Zunahme problematischen Cannabiskonsums und Herzrhythmusstörungen bei jungen Menschen.

Studienleiter Krishna Kishore Umapathi und sein Team werteten Krankenhausdaten aus, die den Zeitraum von 2003 bis 2016 abdecken. Der Datensatz umfasst über 870.000 Fälle, in denen 13- bis 20-Jährige mit problematischem Cannabiskonsum im Krankenhaus behandelt wurden. Bei 0,5 Prozent aller Fälle wurden Herzrhythmusstörungen diagnostiziert.

Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen um das 6-fache gestiegen

Im Untersuchungszeitraum gab es einen steten Anstieg bei den Cannabis-bezogenen Krankenhausaufenthalten unter den 13- bis 20-Jährigen. 2003 waren 5 Prozent der jungen Menschen schon mal wegen Cannabis in Behandlung, bis 2016 ist dieser Wert auf 10 Prozent angestiegen.

Im gleichen Zeitraum hat sich eine deutliche Zunahme von Herzrhythmusstörungen abgezeichnet. Zwischen 2003 und 2016 ist die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen um das 6-fache gestiegen. Besonders betroffen waren männliche Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren.

Vor allem Jugendliche mit Vorerkrankungen des Herzkreislaufsystems hatten ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen. Hingegen konnte kein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen beim Konsum anderer Drogen nachgewiesen werden.

Endocannabinoid-Rezeptoren im Herzmuskel

Umapathi und sein Team betonen, dass ihre Studie nicht belegen kann, dass Cannabis ursächlich zu Herzrhythmusstörungen beiträgt. In ihrem Fachartikel nennt das Forschungsteam aber verschiedene mögliche Erklärungsansätze, wie Cannabis sich auf das Herz auswirken könnte. So sei unter anderem denkbar, dass Cannabis die Erregbarkeit des Herzmuskels verändert. Auch in anderen Fachartikeln wird vermutet, dass Cannabis über Endocannabinoid-Rezeptoren in den Gefäßen und im Herzmuskel das Herz-Kreislaufsystem beeinflussen könnte.

Nach Einschätzung des Forschungsteams sei auch vorstellbar, dass synthetische Cannabinoide eine Rolle spielen. Synthetische Cannabinoide können sehr viel stärker wirken als der pflanzliche Wirkstoff THC. In der Vergangenheit hat es bereits Hinweise auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko bei synthetischen Cannabinoiden gegeben. Bei den Diagnosen wird jedoch nicht zwischen natürlichem Cannabis und synthetischen Wirkstoffen unterschieden, weshalb nicht klar ist, welchen Anteil synthetische Cannabinoide an den berichteten Herzrhythmusstörungen haben.

 

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