Mehr Alkoholkonsum durch Nutzung sozialer Netzwerke?

30.06.2021

Eine große Studie aus dem Vereinigten Königreich zeigt auf, dass die intensive Nutzung von sozialen Netzwerken mit erhöhtem Alkoholkonsum unter Jugendlichen in Zusammenhang steht.

Bild: go2 / photocase.de

Schon 10-Jährige verabreden sich gerne über WhatsApp. Mit dem Älterwerden nimmt die Nutzung sozialer Netzwerke wie TikTok, Instagram oder Snapchat immer mehr zu. Für viele junge Menschen gehört es zum Alltag, ihre Erlebnisse mit anderen online zu teilen. Ein Forschungsteam des University College in London hat nun eine Studie vorgelegt, der zufolge es einen Zusammenhang gibt zwischen der Nutzung sozialer Netzwerke und dem Konsum von Alkohol.

Studienleiterin Linda Fat und ihr Team haben die Daten einer großen Kohortenstudie ausgewertet. Daran teilgenommen haben rund 4.100 Jugendliche im Alter zwischen 10 und 15 Jahren sowie etwa 2.600 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 19 Jahren. Die Befragungen fanden erstmals zwischen 2011 und 2013 statt. Drei Jahre später wurde ein Teil der jungen Menschen erneut befragt.

Mehr Alkoholkonsum bei vier und mehr Stunden pro Tag auf sozialen Netzwerken

Was nicht weiter verwundert: Bei 43 Prozent der Jugendlichen ist der Alkoholkonsum zwischen den beiden Befragungszeitpunkten angestiegen. Auch die zunehmende Nutzung von sozialen Netzwerken ist für Heranwachsende nichts Ungewöhnliches. Dennoch scheint es einen Unterschied zu machen, wie aktiv die Jugendlichen auf den Plattformen sind. Insbesondere in der Gruppe der 10- bis 15-Jährigen zeigte sich, dass eine intensivere Nutzung von sozialen Netzwerken mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Alkoholkonsum im letzten Monat in Zusammenhang stand.

42 Prozent der 10- bis 15-Jährigen, die vier Stunden oder länger pro Tag auf sozialen Netzwerken unterwegs waren, haben im letzten Monat Alkohol getrunken. Hingegen haben nur 19 Prozent der Jugendlichen Alkohol getrunken, die maximal eine Stunde am Tag soziale Netzwerke nutzten. Die besonders Aktiven unter den Nutzenden sozialer Netzwerke waren überwiegend weiblich und in der Tendenz weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation.

Bei den 16- bis 19-Jährigen war dieser Zusammenhang zwar nicht mehr so deutlich. Wer sich in dieser Altersgruppe jedoch täglich vier Stunden und mehr auf den Plattformen der sozialen Netzwerke bewegte, war mit höherer Wahrscheinlichkeit im letzten Monat mindestens einmal betrunken.

Unklarer Zusammenhang

Ob die intensive Nutzung sozialer Netzwerke ursächlich zum Alkoholkonsum beiträgt, lässt sich anhand der Studie jedoch nicht entscheiden. Auf der einen Seite könnte eine aktive Nutzung sozialer Netzwerke darauf hindeuten, dass Jugendliche mehr Freundinnen und Freunde im echten Leben treffen und Alkohol dabei trinken. Nach Angaben von Linda Fat und ihrem Team sei denkbar, dass der Alkoholkonsum im Freundeskreis mehr Aktivitäten auf sozialen Netzwerken nach sich zieht.

Auf der anderen Seite bestehe die Möglichkeit, dass die Jugendlichen aufgrund ihrer Social-Media-Aktivitäten mehr mit Alkoholwerbung in Kontakt kommen und mehr Bilder von alkoholtrinkenden Menschen sehen. So haben frühere Studien aufzeigen können, dass die Alkoholindustrie ihre Marketingstrategien auf Social Media ausweiten. Auch kommt es vor, dass junge Menschen im Alkoholrausch Fotos in ihrer „Story“ hochladen. Dies könne dazu beitragen, dass der Konsum von Alkohol und das Rauschtrinken als normal wahrgenommen wird.

 

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