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15.12.2006
Was haben Privatdetektiv Matula, Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und Krusty der Clown von den Simpson gemeinsam? Richtig. Sie sind häufig im Fernsehen zu sehen und haben meist eine Zigarette zwischen den Fingern. Das und noch mehr über das Rauchen in Film und Fernsehen hat eine Forschungsgruppe vom Institut für Therapieforschung kürzlich herausgefunden. Den Ergebnissen zufolge greifen die Filmfiguren in deutschen Produktionen sogar häufiger zur Zigarette als in Hollywood-Filmen. Bekannt ist jedoch, dass Rauchen in Spielfilmen vor allem bei Jugendlichen den Einstieg in das Rauchen wahrscheinlicher macht. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Sabine Bätzing fordert daher die Film- und TV-Produzenten auf, möglichst keine rauchende Schauspielerinnen und Schauspieler mehr zu zeigen.
Das Spektrum reicht von der „Sportschau“ über „Lola rennt“ bis zu „X-Men“. Im Dienste der Wissenschaft schauten sich die Forscherinnen und Forscher vom Institut für Therapieforschung (IFT-Nord) insgesamt 409 Spielfilme und 352 Stunden Fernsehprogramme der letzten 20 Jahre an. Sie maßen dabei, wie häufig es darin zu „Tabakrauchereignissen“ kam. Das umfasst das aktive Rauchen ebenso wie das Hantieren mit einer Zigarette.
Dabei zeigte sich, dass rauchende Menschen ziemlich häufig in deutschen Spielfilmen zu sehen sind. So wird in rund 80 Prozent der deutschen, aber nur in 74 Prozent der US-amerikanischen Spielfilme geraucht. Besonders häufig wird in Dramen und Action-Filmen (83 Prozent) gequalmt. Im Durchschnitt bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer je Film 14,5 Szenen zu sehen, in denen Zigaretten eine Rolle spielen. US-amerikanische Blockbuster kommen nur auf einen Durchschnitt von 6,7 „Tabakrauchereignisse“ pro Film.
Im deutschen Fernsehen kommen zwar nicht ganz so häufig Sequenzen mit rauchenden Menschen vor. In immerhin 45 Prozent aller ausgewählten Sendungen waren Zigaretten oder rauchende Personen zu sehen. In einer Sonderauswertung der Krimiserie „Ein Fall für zwei“ schafft es der eine von den beiden, Privatdetektiv Matula, zumindest in den Jahren 1985 bis 1989, in fast jeder Folge zu rauchen, danach seltener. In den letzten 10 Jahren nahm der Anteil an „Rauchszenen“ in der Serie aber wieder zu.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, ist besorgt, denn „Tabakkonsum ist kein ‚wertfreies’ dramaturgisches Mittel, sondern ein Vorbild für Kinder und Jugendliche, das zur Nachahmung verleitet.“ Sie fordert daher die Medien auf, die Häufigkeit des Rauchens im deutschen Fernsehen und in deutschen Filmproduktionen zu senken. Dabei setzt sie auf freiwillige Vereinbarungen.
„Dass dies auf vorbildliche Weise geht, zeigen die bisherigen Auszeichnungen der jugendrelevanten RTL-Serie ‚Gute Zeiten, Schlechte Zeiten’ und der ARD-Serie ‚Marienhof’ sowie der ZDF-Produktion ‚Soko Leipzig’ mit dem ‚Rauchfrei-Siegel’ der Deutschen Krebshilfe und des Aktionsbündnisses Nichtrauchen“, sagt Bätzing.
Quellen:
Pressemitteilung der Drogenbeauftragten
Studie: Verbreitung des Rauchens im deutschen Fernsehen und in deutschen Kinofilmen
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