Home > News > Aktuelle Meldungen > Manche Kiffer liefern auch nüchtern schlechtere Fahrleistungen ab
19.02.2020
In einer Fahrsimulator-Studie haben Cannabiskonsumierende im nüchternen Zustand mehr Fahrfehler als abstinente Personen produziert. Allerdings traf dies nicht auf alle Kiffer zu.
Bild: dolgachov / istockphoto.com
Vor dem Autofahren an einem Joint zu ziehen, ist sicher keine gute Idee. Der Cannabiswirkstoff THC kann Studien zufolge die Fahrtüchtigkeit nachweislich beeinträchtigen. Doch nicht nur im akuten Rausch, auch im nüchternen Zustand liefern manche Kiffer schlechtere Fahrleistungen ab. Darauf verweisen die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie, die zur besseren Vergleichbarkeit und aus Sicherheitsgründen im Fahrsimulator durchgeführt wurde.
Staci Gruber und ihr Team haben die Fahrleistungen von 28 Cannabiskonsumierenden und 16 abstinenten Personen miteinander verglichen. Die Teilnehmenden waren im Schnitt etwa 23 Jahre alt. Die Personen aus der Cannabisgruppe kifften an mindestens fünf Tagen in der Woche. Zu Versuchsbeginn mussten sie jedoch nüchtern erscheinen. Alle Beteiligten absolvierten eine etwa 10-minütige Testfahrt im Fahrsimulator.
Dabei zeigte sich, dass die Personen aus der Cannabisgruppe deutlich mehr Fahrfehler verursachten als abstinente Vergleichspersonen. So haben die Kiffer häufiger das zulässige Tempolimit überschritten, mehr Fußgänger angefahren, mehr rote Ampeln ignoriert, mehr Stoppschilder übersehen und konnten öfter die Spur nicht halten.
Eine vertiefte Analyse offenbarte jedoch, dass dies nicht alle Cannabiskonsumierenden betraf. So konnten die schlechten Fahrleistungen in der Gruppe der Kiffer fast ausnahmslos auf jene Personen zurückgeführt werden, die schon vor dem Alter von 16 Jahren täglich oder fast täglich kifften. Cannabiskonsumierende, die später zu einem täglichen Konsum übergegangen sind, unterschieden sich nicht von der abstinenten Vergleichsgruppe.
Lässt sich nun schlussfolgern, dass der frühe Einstieg in das Kiffen einen schlechten Einfluss auf das Fahrverhalten hat? Dafür spricht, dass Cannabiskonsum die Gehirnentwicklung Jugendlicher stört und somit auch kognitive Leistungen wie die Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit beeinträchtigt sein könnten.
Eine weitere Analyse lieferte eine andere mögliche Erklärung: Früheinsteiger handeln ihrer Selbsteinschätzung nach impulsiver als Späteinsteiger. Wird der Grad der Impulsivität in die Auswertungen mit einbezogen, bleibt vom Gruppenunterschied kaum noch etwas übrig. Das bedeutet: Wer sich schon früh für das Kiffen begeistert, tendiert generell zu impulsiven Verhaltensweisen und zeigt womöglich auch im Straßenverkehr einen riskanteren Fahrstil. Ob dieser Fahrstil eine Folge des Kiffens oder eher Ausdruck einer impulsiven Persönlichkeit ist und das Kiffen nur eine Begleiterscheinung darstellt, lässt sich anhand der Studie jedoch nicht entscheiden.
Quelle:
Dahlgren, M. K., Sagar, K. A., Smith, R. T., Lambros, A. M., Kuppe, M. K. & Gruber, S. A. (2020). Recreational cannabis use impairs performance in the absence of acute intoxication. Drug and Alcohol Dependence, 107771. https://doi.org/10.1016/j.drugalcdep.2019.107771.
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