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17.12.2003
Schokolade wird auf der ganzen Welt genossen und geliebt. Einen Anlass zum Schokolade kaufen und essen gibt es immer - besonders zu Weihnachten. Schokoweihnachtsmänner & Co stehen im Supermarkt meist an allen Ecken und Enden und lösen bei manchen Menschen eine geradezu suchtähnliche Gier aus. Woran liegt das?
Einige Forscher vermuteten, dass die Gier nach Schokolade auf psychoaktive Substanzen zurückzuführen sei. So wurde 1996 in der Zeitschrift Nature von der Isolierung gewisser Schokoladeninhaltsstoffe berichtet, die im Verdacht stehen, die Psyche ähnlich wie Cannabis zu beeinflussen. Es handelt sich um Arachidonylethanolamid, ein sogenanntes Anandamid. Anandamide sind körpereigenen Substanzen, die an denselben Rezeptoren im Gehirn andocken wie der rauscherzeugende Cannabis-Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC). Sollte die "Schokoladensucht" etwa eine verkappte Drogensucht sein?
In einer Analyse von Kakaopulver- und Schokoladenproben verschiedener Hersteller fand man lediglich 0,5 bis 90 Mikrogramm Anandamide pro Gramm Schokolade. Rein rechnerisch müsste ein Erwachsener mindestens 20 Kilogramm Schokolade zu sich nehmen, um eine Rauschwirkung zu verspüren. Da vergeht einem der Appetit.
Es muss also etwas anderes sein, das "die Lust auf mehr" erzeugt. Die Forscher Michener und Rozin sind dem möglicherweise auf die Schliche gekommen: In einer 1994 durchgeführten Studie untersuchten sie, welche Substanzen eine reduzierende Wirkung auf das Verlangen nach Schokolade haben. Sie gaben Probanden mit starkem Verlangen nach Schokolade (so genannte "chocolate cravers") verschiedene Riegel, die folgendes enthielten:
- dunkle Milchschokolade
- weisse Schokolade
- Kakao in Kapseln (enthält viele der psychoaktiven Substanzen)
- Plazebo-Kapseln
- weisse Schokolade in Kombination mit Kakaokapseln
Im Versuchsablauf aßen die Teilnehmer jeweils einen der sechs verschiedenen Riegel, wenn sie ein Verlangen nach Schokolade verspürten. Sie notierten die Intensität des Verlangens vor und direkt nach dem Konsum, sowie 90 Minuten später. Der Versuch ergab, dass nur der Verzehr von dunkler oder weißer Schokolade das Verlangen im Wesentlichen reduzieren konnte.
Aufgrund dieser Beobachtung wurde angenommen, dass die psychoaktiven Substanzen in der Kakaobohne nicht mit der Befriedigung der Schokoladengier zusammenhängen. Vielmehr wurde daraus geschlossen, dass die Lust auf Schokolade auf die "einfachen" Bestandteile - nämlich Zucker und Fett - zurückzuführen sind. Denn davon ist reichlich vorhanden in Schokolade.
Schokolade im Internet
Facts über Schokolade: www.infozentrum-schoko.de
Warum macht Schokolade süchtig?: www.lifeline.de
Tomaso, di E., Beltramo, M. & Piomelli, D. (1996). Brain cannabinoids in chocolate. Nature, 382 (6593), 677-678.
Michener, W. & Rozin, P. (1994). Pharmacological versus sensory factors in the satiation of chocolate craving. Physiol Behav. 56 (3), 419-422.
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