Macht Cannabis gleichgültig?

08.01.2025

Es gibt die stereotype Vorstellung, dass Cannabiskonsum zu einer gewissen Gleichgültigkeit führt. Aber stimmt das? Ein britisches Forschungsteam hat aktuelle Studien zum Thema gesichtet.

Bild: sam thomas / iStock.com

Gibt man den Satzanfang „Kiffen macht …“ in die Suchmaschine Google ein, erscheinen Begriffsvorschläge wie „gleichgültig“, „träge“ oder „faul“. Wir wissen nicht, wie repräsentativ Googles Autovervollständigung ist, aber deutlich wird: Über Cannabiskonsum und besonders zum Begriff „Kiffen“ gibt es stereotype Vorstellungen. Aber treffen diese auch zu?

Studienleiterin Martine Skumlien und ihr Team haben aktuelle Studien gesichtet, die sich mit der Frage befasst haben, ob Cannabiskonsum mit reduzierter Motivation in Verbindung steht.

Keine klare Tendenz in experimentellen Studien

In einem typischen Experiment, werden die Teilnehmenden beispielsweise aufgefordert, eine Taste wiederholt zu drücken, um eine Belohnung zu erhalten. Die Teilnehmenden können wählen, ob sie lieber „leichte“ oder „schwere“ Aufgaben durchführen wollen. Die Belohnungen sind in der Regel kleine Geldbeträge. Allerdings werden nicht in allen Durchläufen Geldbeträge ausgeschüttet. Die Wahrscheinlichkeit kann variieren. Mit dem Test sollte somit geprüft werden, wie sehr die Teilnehmenden motiviert sind, sich für eine nicht sicher zu erwartende Belohnung anzustrengen.

Studien, in denen solche Tests durchgeführt wurden, lieferten jedoch keine eindeutige Tendenz. Teils konnten keine Unterschiede zwischen Cannabiskonsumierenden und abstinenten Personen nachgewiesen werden. Teils waren Konsumierende sogar stärker motiviert als Personen, die kein Cannabis konsumierten. Der Nachteil solch experimenteller Studien sei nach Aussagen von Skumlien und ihrem Team, dass sie nicht unbedingt das Verhalten der Menschen im echten Leben abbilden. Dazu seien Befragungen besser geeignet.

Erhöhtes Risiko für Apathie bei Cannabisabhängigkeit

So haben Skumlien und ihr Team auch Studien recherchiert, in denen zum Zusammenhang von Cannabis und Apathie geforscht wurde. Apathie ist ein Zustand besonders reduzierter Motivation. Betroffene Person fühlen sich antriebslos und sind auch bei Aussicht auf eine Belohnung nur schwer motivierbar.

Den Recherchen zufolge gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Apathie. Allerdings gilt dieser nicht generell. Vielmehr müsse unterschieden werden, ob die Person cannabisabhängig ist oder nicht. Denn bei Konsumierenden, die nicht abhängig sind, ließen sich keine motivationalen Unterschiede im Vergleich zu abstinenten Personen feststellen.

Skumlien und ihr Team kommen zu dem Schluss, dass der Konsum von Cannabis nicht zwangsläufig einen trägen oder gleichgültigen Zustand nach sich zieht, der auch als amotivationales Syndrom bezeichnet wird. Wenn allerdings die Kriterien eine Cannabisabhängigkeit zutreffen, gibt es durchaus ein erhöhtes Risiko für Apathie.

Ein mit Apathie verwandter Zustand wird als Anhedonie bezeichnet. Betroffene, die unter Anhedonie leiden, haben kein Interesse an Aktivitäten, die ihnen normalerweise Spaß machen. Ein Forschungsteam hat 2024 eine Studie veröffentlicht, in der es zu der Schlussfolgerung kommt, dass besonders Jugendliche gefährdet sind für Anhedonie, wenn sie regelmäßig Cannabis konsumieren. Allerdings sei nicht ganz klar, ob Cannabiskonsum zu Anhedonie führt oder es andersherum ist. Möglich sei auch eine wechselseitige Beziehung.

 

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