Luftlöcher in Zigaretten erhöhen Risiko für Lungenkrebs

09.06.2017

Viele Zigaretten haben im Filter kleine Löcher - mit großer Wirkung. Laut einer US-Studie sind Luftlöcher im Filter dafür verantwortlich, dass eine bestimmte Art von Lungenkrebs in den letzten Jahren zugenommen hat.

Zigarette mit Löchern im Filter

Bild: The Ohio State University Comprehensive Cancer Center - Arthur G. James Cancer Hospital and Richard J. Solove Research Institute

Man muss schon genau hinschauen, um sie zu erkennen. Ungefähr in der Mitte des Zigarettenfilters sorgen seitlich angebrachte kleine Löcher dafür, dass beim Ziehen an einer Zigarette der Tabakrauch durch zusätzlich einströmende Luft verdünnt wird.

Ein Forschungsteam in den USA hat den Effekt dieser Löcher untersucht. Über 3.000 Studien aus wissenschaftlichen Publikationen und internen Dokumenten der Tabakindustrie wurden dazu ausgewertet. Das Ergebnis: Die Zuführung von Luft durch kleine Löcher im Filter erhöht das Risiko für Adenokarzinome in der Lunge. Das ist eine Krebsart, die meist tiefer in der Lunge entsteht und als besonders aggressiv gilt.

Ab den 1950er bis in die 1970er Jahre nahm die Häufigkeit von Lungenkrebs rapide zu. Meist waren es so genannte Plattenepithelkarzinome. Die Häufigkeit dieser Lungenkrebsart ist zwar rückläufig, weil immer weniger Menschen rauchen. Im Gegenzug hat aber der Anteil an Adenokarzinomen bei den Krebserkrankungen in den letzten 20 Jahren zugenommen. Wie lässt sich die Zunahme erklären?

Luftlöcher vermitteln Gefühl „leichter“ Zigarette

Laut den Ergebnissen von Studienleiter Peter Shields und seinem Team ist die Zunahme von Adenokarzinomen auf die Einführung vermeintlich gesünderer „Light-Zigaretten“ zurückzuführen, die mit Ventilationslöchern ausgestattet wurden. Der Verwendung des Begriffs „Light“ wurde in der EU inzwischen zwar verboten, die Löcher aber sind geblieben.

Weil der inhalierte Tabakrauch durch die Luftlöcher verdünnt wird, haben Raucherinnen und Raucher den Eindruck, eine weniger starke Zigarette zu rauchen. Auch beim standardisierten Messverfahren zur Bestimmung des Teer- und Nikotingehalts bewirken Luftlöcher niedrigere Werte. Die Tabakindustrie konnte diese Zigaretten dadurch als vermeintlich gesündere Alternative vermarkten. Das Problem nur ist: sie sind alles andere als gesund.

Schadstoffe dringen in tiefer liegende Lungenregionen vor

Luftlöcher sorgen dafür, dass die Zigarette langsamer und bei niedrigeren Temperaturen abbrennt. Dies hat zur Folge, dass mehr krebserregende Stoffe sowie größere Partikel entstehen, die sich in der Lunge anlagern.

Die Löcher im Filter ermöglichen es zudem, stärker an der Zigarette zu ziehen. Und genau das tun Raucherinnen und Raucher, was durch Studien belegt ist: Sie gleichen - bewusst oder unbewusst - den geringeren Nikotinanteil aus, indem sie mehr Zigaretten pro Tag rauchen und tiefer inhalieren. Letzteres bewirkt, dass die eingeatmeten Schadstoffe in tiefer liegende Regionen der Lunge vordringen, wo sie das Risiko für ein Adenokarzinom erhöhen, wie Shields und sein Team belegen konnten.

Die Forscherinnen und Forscher fanden sogar Hinweise auf eine Dosis-Wirkungs-Beziehung: Je mehr Luftlöcher Zigaretten haben, umso giftiger die Schadstoffzusammensetzung. Das Forschungsteam fordert daher von der für die Zulassung von Tabakprodukten zuständigen US-Behörde, die Verwendung von Luftlöchern in Filterzigaretten zu verbieten.

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