"Leichte" Zigaretten besonders schädlich

12.12.2008

Zigaretten mit reduziertem Nikotin- und Teergehalt geben vor, weniger schädlich zu sein, um bei Raucherinnen und Rauchern den Eindruck zu erwecken, dass die gesundheitlichen Auswirkungen weniger gravierend seien, als bei „normalen“ Zigarettenmarken. Einer aktuellen Studie zufolge wirken sich „leichte“ Zigaretten allerdings besonders schädlich auf embryonale Stammzellen aus. Dies hat Folgen für die Entwicklung des Ungeborenen, wenn Schwangere rauchen oder passiv Zigarettenrauch einatmen.

Seit 2003 sind Bezeichnungen wie „light“ oder „mild“ auf Zigarettenpackungen durch eine Richtlinie der Europäischen Union verboten. Dies sei eine Irreführung der Raucherinnen und Raucher, denen durch solche verharmlosenden Etiketten vorgegaukelt werde, dass das Rauchen dieser Zigaretten weniger schädlich sei. So hat die Wissenschaft Belege dafür vorgelegt, die zeigen, dass Raucherinnen und Raucher solcher „leichter“ Zigaretten in gleichem Maße erkranken wie jene, die Zigaretten mit normalen Nikotin- und Teergehalt („full-flavored“) rauchen.

Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat nun zeigen können, dass Zigaretten mit reduziertem Nikotin- und Teergehalt sogar schädlicher sein können als „full-flavored“ Zigaretten. Sie untersuchten die Auswirkungen des Rauchs beider Zigarettenarten auf embryonale Stammzellen von Mäusen. Das sind Zellen von ungeborenen Mäusen in einem besonders frühen Entwicklungsstadium. Beide Zigarettenarten wirken sich giftig auf die Zellen aus, so dass ihre Reifung verzögert wird oder sie ganz absterben. Ein für das Forschungsteam überraschendes Ergebnis war die Feststellung, dass „leichte“ Zigaretten sogar noch schädlicher sind und das Ausmaß des Zelltods noch ausgeprägter war als bei den Zigaretten mit höherem Nikotin- und Teergehalt.

Zu unterscheiden sind zudem der Hauptstrom des Zigarettenrauchs, der beim Ziehen an der Zigarette eingeatmet wird und der Nebenstrom, der an der Glutspitze entweicht. Der Nebenstrom, der als Passivrauch auch von anderen Personen eingeatmet wird, stellte sich in der Untersuchung als giftiger heraus, als der Hauptstrom. „Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass Nebenstromrauch bei geringeren Temperaturen erzeugt wird und daher eine höhere Konzentrationen an toxischen Stoffen aufweist“, erläutert Prue Talbot, Leiterin der Studie.

Die Forscherinnen und Forscher der Studie schlussfolgern, dass das Rauchen von scheinbar „leichten“ Zigaretten schädlichere Auswirkungen auf das Ungeborene haben kann als „full-flavored“ Zigaretten, wenn Schwangere rauchen. Sie vermuten, dass Zusatzstoffe in den Zigaretten beim Verbrennen zu besonders giftigen Substanzen umgewandelt werden. Viele dieser Zusatzstoffe würden von den Herstellern als ungefährlich deklariert, von einigen sei aber noch gar nicht bekannt, welche Giftstoffe bei der Verbrennung entstehen und wie sich diese auf den menschlichen Organismus auswirken.

Frauen, die rauchen und schwanger sind oder es werden wollen, sollten daher nicht auf vermeintlich „leichtere“ Zigaretten umsteigen, in der Annahme, weniger Schadstoffe zu inhalieren. Der einzige Weg ist der vollständige Verzicht auf das Rauchen. Es sollte zudem vermieden werden, sich passiv Zigarettenrauch aussetzen, der zum Teil noch giftigere Stoffe enthält und die Gefahr eines Rückfalls erhöht.

Quellen:

  • Pressemitteilung
  • Lin, S., Tran, V. & Talbot, P. (2008). Comparison of toxicity of smoke from traditional and harm-reduction cigarettes using mouse embryonic stem cells as a novel model for preimplantation development. Human Reproduction, 29, doi:10.1093/humrep/den419. Abstract

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