Lassen sich Todesfälle durch Drogentrends vorhersagen?

04.01.2023

Liefert der Konsum von Kokain, Crystal und Ecstasy in der Partyszene Hinweise zu allgemeinen Drogentrends? Gibt es einen Zusammenhang mit Drogentoten in der Bevölkerung? Ein Forschungsteam aus New York hat sich mit diesen Fragen beschäftigt.

Bild: designritter / photocase.de

Eine Warteschlange vor dem Club. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Joseph Palamar befragt das Party-Publikum in New York zu ihrem Drogenkonsum. Wie steht es um den Konsum von Stimulanzien wie Kokain, Crystal Meth oder Ecstasy? Lassen sich aus dem Drogenkonsum in der Partyszene Aussagen zu Trends ableiten, die mit Drogentoten in der allgemeinen Bevölkerung in Zusammenhang stehen?

Um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, griff das Forschungsteam auf unterschiedliche Datenbanken aus den USA und dem Vereinigten Königreich zurück. Diese Datenbanken enthalten Informationen über den Drogenkonsum in der Bevölkerung und über die Häufigkeit von Todesfällen im Zeitraum von 2010 bis 2020. Zusätzlich wurden in den Sommern von 2016 bis 2019 über 3.500 Personen vor New Yorker Clubs und Festivals zu ihrem Drogenkonsum befragt. Im Vereinigten Königreich wurden ebenfalls Befragungen durchgeführt, in denen der Besuch von Clubs erfasst wurde.

Trend zu mehr Drogen beim Feiern

Die Daten zeigen: In der allgemeinen Bevölkerung von New York und vom Vereinigten Königreich stieg der durchschnittliche Konsum von Kokain, Methamphetamin oder Ecstasy kaum bis gar nicht an.

Beim Partypublikum zeichnete sich jedoch ein anderes Bild ab. In den Clubs und auf Festivals in New York hat sich der Konsum von Methamphetamin innerhalb von fünf Jahren mehr als verdreifacht. In der Zeit wurde zudem mehr als doppelt so häufig Kokain konsumiert.

Im Vereinigten Königreich war der Anstieg des Kokainkonsums in der Partyszene zwar geringer als der in New York. Dennoch war der Anstieg dort ebenfalls deutlich höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Auch der Konsum von Ecstasy ist in der Partyszene im Vereinigten Königreich angestiegen.

Bei ihrer Analyse stieß das Forschungsteam auf einen erstaunlichen Zusammenhang: Der Anstieg der drogenbedingten Todesfälle entsprach in etwa dem Anstieg des Drogenkonsums in der Partyszene. In New York war in den Jahren zwischen 2015 und 2020 ein Anstieg der Drogentoten durch Kokain und Methamphetamin zu verzeichnen. Im Vereinigten Königreich zeigte sich ein vergleichbarer Anstieg der Todesfälle, bei denen Kokain und Ecstasy im Spiel waren.

Partyszene als eine Art Seismograph

Die Autorinnen und Autoren der Studie gehen allerdings nicht davon aus, dass der Anstieg der Todesfälle auf das Partypublikum zurückzuführen ist. Vielmehr seien Trends in der Partyszene eine Art Seismograph, der besser als Bevölkerungsbefragungen Entwicklungen auf dem Drogenmarkt aufspürt. Wie lässt sich das erklären?

Das Forschungsteam geht davon aus, dass sich unter anderem die Verfügbarkeit von bestimmten Drogen früher als in der allgemeinen Bevölkerung in der Partyszene abbildet. Was und wie viel konsumiert wird, hänge immer auch davon ab, was gerade auf den Straßen verfügbar sei. So könnte eine höhere Verfügbarkeit dazu führen, dass sowohl das Partypublikum mehr konsumiert als auch mehr Menschen generell durch Drogenkonsum versterben.

Die Daten haben aber auch gezeigt, dass unter den Drogentoten häufiger der Mischkonsum von Stimulanzien wie Kokain und einem Opioid zu finden war. Zu den Opioiden gehören beispielsweise Heroin sowie das Schmerzmittel Fentanyl. Insbesondere die Kombination mit dem Schmerzmittel Fentanyl habe in den USA in den letzten Jahren zugenommen und zu vielen Drogentoten geführt.

Nach Einschätzung des Forschungsteams seien die Ergebnisse der Studie dennoch als nützlich einzustufen. So würden Befragungen in der Partyszene frühzeitig Hinweise auf mögliche Trends zum Drogenkonsum und zu möglichen Drogentoten in der Bevölkerung liefern. Diese könnten die Grundlage bilden, um präventive Gegenmaßnahmen einzuleiten.

 

Quellen:

  • Palamar, J. J., Le, A., Rutherford, C., & Keyes, K. M. (2022). Exploring Potential Bellwethers for Drug-Related Mortality in the General Population: A Case for Sentinel Surveillance of Trends in Drug Use among Nightclub/Festival Attendees. Substance Use & Misuse, 1-10. https://doi.org/10.1080/10826084.2022.2151315
  • Ciccarone, D. (2021). The rise of illicit fentanyls, stimulants and the fourth wave of the opioid overdose crisis. Current Opinion in Psychiatr y, 34(4), 344–350. https://doi.org/10.1097/yco.0000000000000717

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